Wer die Behinderten-Zeitung zur Pressekonferenz einlädt, sollte für einen barrierefreien Zugang sorgen. Eigentlich. Doch Ute Schnur, spastisch gelähmt und im Rollstuhl, stand in einem Restaurant Unter den Linden mal wieder vor einer Treppe. Die Chefredakteurin und Akteurin im Berliner Behindertenverband kennt «diese Unbedachtheit» der Nichtbehinderten. Und die herrsche, so glaubt sie, auch bei der Mehrheit der Abgeordneten.
Gerade dem Projekt, das in Berlin öffentliche Einrichtungen auf ihre Behindertenfreundlichkeit prüft und Architekten beim barrierefreien Bauen zur Seite steht, hat der Hauptausschuss «den Boden unter den Füßen weggezogen». So sehen es die 21 Mitarbeiter des Vereins Movado. Denn in einem Antrag hätten sie den Senat um die Übernahme von etwa 20 Prozent ihrer Kosten gebeten - und sind abgeblitzt. Stattdessen will der Senat die Arbeitsämter dazu bewegen, ABM-Stellen zu bewilligen.
«Augenwischerei», kommentiert dieVereinsvorsitzende Anita Borrusch. Am Montag sollen zwar acht ABM-Kräfte im Weißenseer Büro anfangen, doch gebe es niemanden mehr, der die Neuen anleiten könnte. Außerdem sei das Gros der anderen Zuschüsse wie von der «Aktion Mensch» und die Bürokosten an eine bestimmte Stellenzahl gebunden, die nun mit diesem Monat auslaufen. So würden genau im zehnten Jahr alle Dienstleistungen Movados «zu Grabe getragen».
Das sieht die Sprecherin der Sozialverwaltung, Roswitha Steinbrenner, nicht so. Berlin müsse sich konsolidieren, dennoch werde die Arbeit von Movado am Behinderten-Wegweiser wie bisher subventioniert. Auch über weitere sieben ABM-Stellen für das Projekt sei man «in Verhandlungen». ara