«Rund 100 000 Menschen sterben jährlich in Deutschland an den Folgen des Rauchens.» Berlins Gesundheitssenatorin Heidi Knake-Werner (PDS) hat vor dem heutigen Welt-Nichtrauchertag eindringlich auf die Gefahren des Tabakkonsums hingewiesen. Nach Schätzungen des Forums «Rauchfrei in Berlin» ist die Qualmerei Todesursache für jährlich etwa 3500 Berliner. Zu den Krankheiten und Beschwerden, die mit Tabakkonsum in Verbindung gebracht werden, zählen Kurzatmigkeit, Arterienverkalkung, Herzinfarkt, Schlaganfall und Krebs.
Auch Passivraucher haben nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO ein höheres Krebsrisiko. «Rauchen darf nicht länger als Kavaliersdelikt durchgehen», appellierte die Gesundheitssenatorin und forderte den Schutz der Nichtraucher am Arbeitsplatz. Knake-Werner begrüßte die geplante Novellierung der bundesweiten Arbeitsstättenverordnung, wonach der Arbeitgeber dafür sorgen muss, dass Nichtrauchern ein rauchfreier Arbeitsplatz garantiert wird.
Die Berliner Morgenpost hat sich umgehört, wie es denn derzeit am Arbeitsplatz aussieht: «Wir waren mit das erste Haus in Berlin, in dem ein absolutes Rauchverbot eingeführt wurde», meint Barbara Nikolaus, Pressesprecherin des Deutschen Herzzentrums Berlin. Anfangs hätten sich die rauchenden Mitarbeiter schwer getan, für die Zigarette vor die Tür zu gehen, doch das Resümee ist durchweg positiv: «Heute arbeiten wir sehr gut ohne Rauch.»
Viele Unternehmen sind nicht komplett eine rauchfreie Zone. In den meisten Büros setzt man auf die Absprache zwischen den Mitarbeitern. «Unsere Angestellten sind mündige Bürger und können untereinander ausmachen, ob in ihrem Büro geraucht werden soll oder nicht», erklärt Mathias Claus vom Pharmaunternehmen Schering. In der Kantine gebe es Raucherzonen, und auch in den Kaffeeküchen dürfe zur Zigarette gegriffen werden.
Auch in Schulen ist Rauchen noch immer ein Thema. In den meisten Pausenhöfen gibt es Raucherecken für die Schüler über 16 Jahre, und auch in den Toiletten wird immer mal wieder unerlaubterweise gequalmt. Doch auch hier gibt es positive Beispiele. In der Breitscheid-Oberschule im Bezirk Moabit wurde auf Initiative der Schüler ein Rauchverbot für alle Schüler eingeführt. Früher konnten Kinder mit Erlaubnis der Eltern auf dem Pausenhof rauchen, jetzt wurde diese Ausnahmeregelung abgeschafft, und die Raucherzone im Schulhof ist verschwunden. «Es war der Wunsch der Schüler», bestätigt Helga Langer, Lehrerin an der Hauptschule. Sicherlich könne man die Kinder nicht davon abhalten, am Nachmittag zu rauchen. Allerdings wären ältere Schüler ohne Zigarette in der Hand für die Jüngeren ein wesentlich besseres Vorbild.