Der Vorwurf, wonach neun Polizisten am Rande des Bush-Besuches einen Palästinenser mit libanesischer Staatsbürgerschaft krankenhausreif geschlagen haben sollen, hat gestern neue Nahrung erhalten. Die Polizei teilte mit, das Kommissariat für Amtsdelikte im Landeskriminalamt ermittle «mit Hochdruck». Es gehe um Körperverletzung im Amt.
Der 34-jährige Khaled M. hatte am Mittwoch vergangener Woche Anzeige erstattet. Er berichtete, dass er an jenem Tag gegen 20 Uhr allein auf der Scharnweberstraße in Reinickendorf gestanden und die Flagge Palästinas gezeigt habe, als Polizisten in einem Mannschaftswagen vorgefahren seien.
Was dann geschah, schilderte Khaled M. im SFB-Hörfunk so: «Vier stiegen aus. Ohne Vorwarnung gingen sie auf mich los.» Die Polizisten hätten ihm die Fahne abgenommen, ihn geschlagen und getreten. Schließlich hätten sie von ihm abgelassen. Als er seine Fahne zurückverlangte und einen Polizisten festhielt, seien die Beamten eines zweiten Mannschaftswagens gewalttätig geworden. Ein Zeuge im SFB-Interview: «Ich habe gesehen, wie sie ihm auf den Arm getreten haben, und dass nicht nur einmal. Er wollte hoch, sie haben wieder zugetreten und zugeschlagen.»
Ein weiterer Augenzeuge des Vorgangs sagte der Berliner Morgenpost: «Sie schleiften den Mann in eine Seitenstraße, nahmen ihn mit in ein großes Polizeiauto und schlossen die Türen. Der Tross von Präsident Bush fuhr vorbei, danach kam ein Krankenwagen zu dem Polizeiauto. Die Polizisten haben aber nicht zugelassen, dass die Rettungssanitäter dem Mann helfen.» Die Beamten sollen den 34-Jährigen selbst ins Krankenhaus gefahren haben. Dort wurden ein Armbruch und Prellungen festgestellt.
M. soll außerdem von den Polizisten beleidigt worden sein. Der Libanese: «Sie sagten zu mir ,Du Schwein, was willst Du hier? Geh in dein Land demonstrieren'.»
Polizisten zeigten ihrerseits Khaled M. wegen Widerstandes an. Es soll sich nach Angaben der Polizei bei dem Vorfall um Berliner Beamte handeln. Alle Namen seien aber noch nicht bekannt. tz