Die Berliner FDP tritt vehement dem Verdacht entgegen, ihre Partei biete Raum für antisemitische Positionen. Der Landesverband erwartet, dass die nordrhein-westfälischen Parteifreunde den wegen antisemitischer Äußerungen in die Kritik geratenen Ex-Grünen-Landtagsabgeordneten Jamal Karsli aus der Partei ausschließen. «Karsli schadet erheblich, es war unnötig und wenig glücklich, ihn überhaupt aufzunehmen», sagte der Berliner FDP-Landesvorsitzende Günter Rexrodt der Berliner Morgenpost.
Ihn habe überrascht, dass der Kreisverband Recklinghausen den in Syrien geborenen Politiker überhaupt akzeptiert habe. Der Berliner Landesverband bedauere diese Entscheidung, so der Bundestagsabgeordnete. Ob Karsli ein Antisemit sei, könne er nicht beurteilen, sagte Rexrodt. «Aber er macht es mit seinen Äußerungen jenen leicht, die uns in diese Ecke stellen wollen.»
Rexrodt erwartet, dass der NRW-Landesvorstand am 3. Juni entscheidet, ein Schiedsverfahren einzuleiten, um Karsli wegen parteischädigenden Verhaltens auszuschließen. Auf diesen laut FDP-Satzung einzig möglichen Weg müsse NRW-Landes- und Fraktionschef Jürgen Möllemann hinwirken. Geschehe das nicht, müsse der Bundesvorstand, dem Rexrodt angehört, das Verfahren anstrengen.
Fraktionschef Martin Lindner stellte klar, dass Karsli «in der Berliner FDP-Fraktion keinen Platz hätte». «Ich werde einen Brief an meinen nordrhein-westfälischen Kollegen Möllemann schreiben und ihn auffordern, Karsli rauszuschmeißen», sagte Lindner. Es müsse möglich sein, die Politik der israelischen Regierung zu kritisieren. Mit Aussagen wie «zionistische Lobby» oder den Vergleich mit «Nazi-Methoden» schüre Karsli aber antijüdische Ressentiments.
Diese Position wird quer durch die Partei geteilt. Der dem rechten Flügel zugerechnete Spandauer FDP-Bezirksvorsitzende Wolfgang Mleczkowski warf Bundesvize Möllemann eine «politische Fehlentscheidung» vor: «Man hätte Karsli nie aufnehmen dürfen.» In Berlin wäre es nie so weit gekommen, so der Abgeordnete.
Selbst linksliberale FDP-Leute schließen aus, dass sich unter den ungeliebten Parteirechten Sympathisanten für Karslis Positionen finden. Die Rechten seien nationalliberal oder konservativ, neigten jedoch nicht zu Antisemitismus. Die Jungliberalen (Juli), die in Berlin fast ein Drittel der FDP-Mitglieder stellen, werfen selbst Möllemann vor, er trage seine zum Teil berechtigte Kritik an Israel «sehr einseitig vor». Für Juli-Sprecher Peter Schantz zeigt die Debatte das Dilemma der Gesellschaft auf, die nicht wisse, wie man noch Kritik an Israels Politik üben könne. Zu Karsli haben die Berliner Julis eine klare Position: «So schnell wie möglich rauskicken.»