Vom Kaufhof bleibt nur der Keller

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Johannes Strempel und Dirk Westphal

Der Kaufhof am Alexanderplatz wird abgerissen. Entgegen bisheriger Planungen soll von dem noch aus DDR-Zeiten stammenden ehemaligen Centrum-Warenhaus nichts mehr übrig bleiben außer dem Keller. Dies gab gestern der Investor der Kaufhofkette bekannt.

«Phasenweise werden wir alles Alte durch Neues ersetzen», sagte Franz Mörsdorf vom Entwickler Asset gestern. Dafür entstehe ein neues Haus in den Dimensionen des KaDeWe mit rund 60 000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche. Dort soll der Kunde voraussichtlich von 2006 an «mit deutlich gehobenerem Einkaufserlebnis konfrontiert werden als bisher, allerdings nicht im New Yorker Tiffany-Stil», so Mörsdorf. Über dem Kaufhaus entsteht ein Büroturm.

Derweil tritt die Planung für die Wolkenkratzer-Skyline am Alexanderplatz in die entscheidende Phase: Am kommenden Donnerstag wollen Bausenator Peter Strieder (SPD) und die Investoren vor Ort Verträge unterschreiben, die erstmals verbindliche Termine zum Baustart vorsehen. Strieders Coup: Mit der Unterzeichnung werden auch die Kaufverträge für den Erwerb der Bauflächen gültig. Weil dann erstmals Geld in die Landeskasse fließt, rechnet die Strieder-Behörde auch mit einem schnellen Baubeginn. Und damit liegt sie wohl gar nicht so falsch.

Die Investoren - darunter so renommierte Namen wie der texanische Projektierer Hines, die Deutsche Interhotel und der Kaufhof-Entwickler Asset - haben in den vergangenen Monaten zum Teil für zweistellige Millionenbeträge angrenzende Flächen gekauft, die sie für ihre Hochhäuser brauchen. «Sobald die Verträge gültig werden, beginnt die Zinsuhr zu ticken», frohlockt ein Spitzenbeamter der Finanzverwaltung. Weil der Zinsdienst auch bezahlt sein will, präsentieren die Investoren wie Kaufhof nun nach jahrelangem Stillstand plötzlich ganz Sensationelles.

Die für das Kaufhof-Projekt veranschlagten Kosten von einer Viertelmilliarde Euro sind bereits einkalkuliert. Vor wenigen Tagen gab der Asset-Aufsichtsrat die Planungsmittel frei. Auch bei der Vermarktung des Büroturms sieht Mörsdorf kein Problem. «In fünf bis sechs Jahren rechne ich dort mit einer Spitzenmiete von bis zu 30 Euro je Quadratmeter.»

Makler beurteilen die Lage weniger rosig: «Für Handel gibt es am Alexanderplatz sicher noch Potenzial, aber für Büroflächen in dieser Größenordnung und zu diesem Preis besteht wenig Nachfrage», sagt ein Branchenkenner. Mörsdorf indes setzt «auf die geballte Kraft eines gemeinsamen Baustarts». Die meisten der anderen Investoren haben sich jedoch noch nicht auf genaue Termine festgelegt.

Wie berichtet, will immerhin die Firma Hines schon nächstes Jahr als erster mit dem Bau ihres Hochhausturms beginnen. Der Senat hat vertraglich fixiert, dass mit dem Bau aller Türme bis 2006 begonnen werden muss. Die Fertigstellung ist für spätestens 2013 vorgesehen.