Der Polizeipräsident auf Wohnungssuche

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Rüdiger Finke

Dieter Glietsch ist gestern Morgen von Innensenator Ehrhart Körting (SPD) als neuer Polizeipräsident vereidigt worden. «Er hat die wohl schwierigste dieser Funktionen in Deutschland übernommen», sagte der Senator. Trotz wochenlanger Querelen um seine Wahl glaubt Dieter Glietsch nicht, dass die Mitarbeiter ihn ablehnen. «Ich werde mich um Akzeptanz bemühen und bin zuversichtlich, dass mir dies auch gelingt. Vorbehalte kann man ausräumen. Außerdem habe ich von vielen Menschen, sogar von der Opposition, gesagt bekommen, dass es keine Einwände gegen meine Qualifikation für dieses Amt gibt», teilte er mit.

Auch die Zusammenarbeit mit Vizepräsident Gerd Neubeck, der lange als künftiger Polizeichef galt, betrachtet der 55-Jährige nicht als problematisch. «Wir haben uns schon vor einigen Tagen kennen gelernt und Gespräche geführt. Ich habe festgestellt, dass wir in wesentlichen Punkten auf einer Linie liegen», sagte der bisherige Polizeiinspekteur des Landes Nordrhein-Westfalen.

Die ersten Wochen in seiner neuen Funktion werden von zahllosen Unterhaltungen mit den Angehörigen der Behörde geprägt sein. «Ich muss zunächst viele Informationen aufnehmen und mit den Mitarbeitern ins Gespräch kommen. Dann kann ich feststellen, wie sich die Organisation der Polizei noch besser gestalten lässt als bisher», verkündete Dieter Glietsch. Dabei betonte er mehrfach, dass die Hauptstadtpolizei bisher schon gute Arbeit geleistet habe.

Ein Schwerpunkt seiner Tätigkeit soll die Kriminalitäts- und Unfallvorbeugung werden. «Besonders die Kriminalitätsbelastung ist ein Thema, mit dem wir uns intensiv auseinander setzen müssen, um festzustellen, wo wir besser werden können», unterstrich der neue Chef der 28 000 Mitarbeiter starken Behörde. Den nach Hamburg zweiten Platz Berlins in der Rangfolge der Städte mit der höchsten Kriminalitätsbelastung sieht er als «besonderen Ansporn, um weiter über eine noch wirksamere Bekämpfung der Straftaten nachzudenken». Wo er dabei ansetzen könnte, weiß Dieter Glietsch jedoch noch nicht. «Allerdings zeigt schon die steigende Aufklärungsquote, dass bisher ordentlich gearbeitet wurde.»

Über Schwachpunkte seiner Behörde wollte sich der neue Chef noch nicht äußern. Dazu schon am ersten Diensttag eine Stellungnahme abzugeben, halte er für falsch. «Nach hundert Tagen sehe ich mich dazu in der Lage», betonte er.

In Berlin will der neue Polizeipräsident schnell heimisch werden. Bereits über die Pfingsttage will er sich gemeinsam mit seiner Frau ein Haus ansehen. Zunächst wird er in einem möblierten Zimmer wohnen. Seine erste Bewährungsprobe hat Glietsch mit dem Besuch von US-Präsident Bush schon kommende Woche zu bestehen. «Ich bin diesbezüglich sehr zuversichtlich», sagte er selbstsicher.