Flugzeug brennt in Tempelhof

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Dirk Banse

Auf dem Flughafen Tempelhof hat gestern Mittag ein großes Unglück in letzter Minute verhindert werden können: Die Reifen einer einmotorigen Piper PA 28 waren in Brand geraten. Die Maschine befand sich auf dem Weg zur Startbahn, als der Pilot den Qualm bemerkte. Er konnte ebenso wie seine drei Begleiter das Flugzeug unversehrt verlassen. Die Flughafen-Feuerwehr löschte. An der Piper des «Hanseatischen Fliegerclubs Berlin» entstand erheblicher Sachschaden.

Der Vorfall ereignete sich gegen 11.30 Uhr. Der 35 Jahre alte Pilot wollte mit seinen drei Gästen zu einem Rundflug über Berlin starten. Plötzlich bemerkte er auf dem Weg zur Startbahn, dass Rauch unterhalb der Tragflächen aufstieg. «Ich verständigte den Lotsen und verließ mit meinen Gästen das Flugzeug. Wir sind alle unverletzt», sagte der Pilot gestern Abend der Berliner Morgenpost.

Der Flugverkehr wurde durch den Brand nicht beeinträchtigt. «Da sich die Maschine nicht auf der Startbahn befand, konnten alle anderen Flugzeuge wie geplant starten und landen», erklärte Flughafensprecherin Rosemarie Meichsner.

Der «Hanseatische Fliegerclub Berlin» verliert durch den Vorfall eine zehn Jahre alte Piper, die einen Wiederbeschaffungswert von etwa 60 000 Euro besitzt. «Neu kostet dieses Flugzeug mehr als 200 000 Euro. Wir sind aber vollkaskoversichert. Ich hoffe deshalb, dass wir den Schaden ersetzt bekommen», sagte der technische Leiter des «Hanseatischen Fliegerclubs Berlin», Werner Rothenbecher. Er könne sich nicht daran erinnern, dass es in seinem Club schon einmal einen ähnlichen Vorfall gegeben hat. Nach seinen Informationen sind die Bremsen so heiß geworden, dass sie zu glühen begonnen haben. «Die Reifen befinden sich in einer aerodynamischen Verkleidung, unter der sich natürlich die Hitze hält. Deshalb fingen sie auch an zu brennen», glaubt der technische Leiter. Nach seinen Angaben sind bei dem Brand beide Tragflächen so stark in Mitleidenschaft gezogen worden, dass sie unbrauchbar sind. In den Tragflächen befand sich kein Kerosin, sondern ein spezielles Benzin für einmotorige Flugzeuge.

Nun wird spekuliert, warum die Bremsen geglüht haben. Wurde vergessen, die Handbremse zu lösen? Der Pilot wies den Vorwurf zurück. «Jetzt schon die Ursache des Brandes nennen zu wollen, wäre unseriös. Auch Vermutungen anzustellen, halte ich für verfrüht», sagte er. Das Luftfahrtbundesamt wird nun prüfen, was zu dem Vorfall geführt hat. Die Experten begannen gestern bereits mit den Untersuchungen am Ort.

Der «Hanseatische Fliegerclub Berlin» ist eine Vereinigung von Sport- und Privatpiloten. Bei dem Piloten der Piper PA 28, die gestern in Brand geraten war, handelt es sich um einen Mann mit mehrjähriger Flugerfahrung.

Der Flughafen Tempelhof liegt in einem dicht besiedelten Wohngebiet. Deshalb wird immer wieder die Forderung nach einer Schließung laut.

Vor allem nach dem Unglück im Mai vergangenen Jahres hatten Anwohner, PDS, Grüne und mehrere Bürgerinitiativen die sofortige Schließung des Flughafens gefordert. Damals war am Himmelfahrtstag ein Kleinflugzeug des Typs «Beech Bonanza» beim Landeanflug auf den Innenstadtflughafen gegen eine Giebelwand eines Hauses in der Bornsdorfer Straße in Neukölln geprallt, explodiert und ausgebrannt. Dabei waren der 56-jährige Pilot und seine 55-jährige Ehefrau ums Leben gekommen.