Polizei ändert Taktik für Einsatz am 1. Mai

Die Berliner Polizei will am nächsten 1. Mai schneller und effektiver gegen die zu erwartenden Krawalle in Kreuzberg vorgehen. Dazu werde die Einsatztaktik in einzelnen Bereichen geändert, sagte gestern Polizeipräsident Dieter Glietsch im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses. Das Ziel heiße: "Wir müssen eingreifen, wenn die Steine gelockert und nicht erst, wenn sie geworfen werden", sagte Glietsch.

Damit ziehe die Polizei Konsequenzen aus der teils verzögerten Reaktion von Sicherheitskräften bei den Mai-Krawallen dieses Jahres. Das Konzept der Zurückhaltung stehe aber nicht zur Disposition, betonte der Polizeipräsident. Auch Innensenator Ehrhart Körting (SPD) wies auf Fehleinschätzungen hin: "Es bricht uns kein Zacken aus der Krone, wenn wir sagen, dass wir mit Teilaspekten dieses 1. Mai nicht zufrieden waren." So habe vor allem der Brennpunkt Mariannen- Ecke Skalitzer Straße nicht gut genug bekämpft werden können. 2004 sollen sich daher zivile und uniformierte Beamte stärker unter die Menschen mischen, um von innen heraus auf Randale reagieren zu können. Zudem sollen Entscheidungsbefugnisse stärker "nach unten" delegiert werden. An den zentralen Kreuzberger Plätzen müssten Berliner Polizisten, die sich besser auskennen - und nicht auswärtige zum Einsatz kommen.

Der innenpolitische Sprecher der CDU, Frank Henkel, lobte die veränderte Taktik. Die Polizei befolge damit "exakt die Forderungen der Union". FDP und Grüne mahnten dagegen, dass die wichtigsten Lehren noch nicht gezogen seien. Wenn Befügnisse nach unten delegiert würden, sei die Frage, wer wann entscheide, noch nicht beantwortet.

sz