Berlin. Bitte mal kurz erinnern: Was hat Deutschland in den vergangenen elf Monaten über den Start von Corona-Wellen gelernt? Vor allem dies: Wenn die Deutschen in Feierlaune sind, kommt die Corona-Rechnung postwendend.
Die erste Welle wurde angeschoben durch Rückkehrer von Skihüttenpartys und Karnevalsfeiern . Die zweite Welle türmte sich im Spätsommer auf, am Ende der Reisesaison . Das Virus kam aus dem Urlaub mit nach Hause und verbreitete sich schnell bei Partys, Familienfeiern und Hochzeiten. In ihrer spätsommerlichen Tiefenentspanntheit nahmen viele Corona gar nicht mehr richtig ernst. Und die dritte Welle?
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Silvesterpartys werden im Januar ihre volle Corona-Wirkung entfalten
Man muss kein Apokalyptiker sein, um zu sehen, wann Deutschland die nächste Welle droht. Spätestens ab Mitte Januar , wenn sich das Virus bei vielen kleinen Silvesterpartys verbreitet hat und alle wieder zurück in die Büros, Betriebe und Klassenräume kommen. Das muss nicht so sein. Aber es wird so sein, wenn nahezu überall im Land zehn Leute aus zehn Haushalten zusammen feiern dürfen.
Zu Weihnachten mag das Risiko noch überschaubar sein – immerhin feiern die allermeisten das Fest traditionell nur mit zwei, drei Haushalten. Sie werden in der Regel darauf achten, dass Heiligabend für Oma oder Opa keine riskante Bescherung wird. Silvester dagegen ist die Lage komplett anders – gerade nach einem Jahr mit Frust und Freiheitsmangel und viel zu wenig Sektlaune .
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Im schlimmsten Fall erlebt das Land dort, wo Zehnerpartys erlaubt sind, eine rauschhafte Nacht – und zahlt dafür einen tödlichen Preis. Denn: Viele Partygänger in privaten Kellerbars, Wohnzimmern und Altbauküchen werden auf alles achten – nur nicht auf Abstand und Lüften . Und: Die eh schon durch Covid-19-Patienten überlasteten Kliniken werden durch Bölleropfer und Alkoholvergiftungen in dünner Feiertagsbesetzung vollends in den Kollaps getrieben. Es wäre ein Scheitern mit lauter, deutlicher Ansage.
Berlin: Volle Intensivstationen sind ein deutliches Zeichen
In Berlin können sie ein bitteres Lied davon singen. Während in anderen Großstädten wie Hamburg die Leute offenbar begriffen haben, dass man nur mit Disziplin die Kurve wieder nach unten drücken kann, ist die Infektionslage in der Hauptstadt nach wie vor maximal kritisch – besonders auf den Intensivstationen .
Die Entscheidung, die weitreichenden bundesweiten Lockerungen für die Feiertage nicht mitzumachen, war deswegen unbedingt richtig. Doch Konsequenz geht anders. Anstelle von zehn Personen dürfen sich in der Hauptstadt zwischen dem 23. Dezember und 1. Januar nur fünf Personen zu privaten Zusammenkünften treffen. Zuzüglich – wie sonst überall auch – Kinder im Alter bis 14 Jahren. Diese fünf Personen dürfen an den Fest- und Feiertagen allerdings aus mehr als zwei Haushalten kommen.
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Berliner Senat sollte eine Zeichen für alle Corona-Hotspots setzen
Warum so zögerlich? Warum setzt der Berliner Senat nicht ein bundesweites Zeichen, dass auch in anderen Hotspot-Regionen verstanden werden würde : Leute, wir verzichten diesmal ganz auf Partys zu Silvester. Ein Haushalt kann einen anderen zum Käsefondue treffen – mehr geht dieses Jahr aber wirklich nicht, sorry. Es wäre eine klare, kluge und unmissverständliche Regel.
Am kommenden Mittwoch schalten sich die Länderchefs erneut zusammen. Es wäre der richtige Zeitpunkt, sich in die Augen zu schauen und Nein zu sagen: Dieses eine Mal muss Deutschland auf Silvesterpartys komplett verzichten. Die Zwei-Haushalte-Regel für die kommenden Dezemberwochen kann Weihnachten unterbrochen werden, muss zu Silvester aber wieder greifen. Das ist nicht unmenschlich. Unmenschlich wäre es, wegen einer rauschhaften Nacht Leben zu riskieren.
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