AfD-Jugendorganisation: Verfassungsschutz beobachtet Junge Alternative
AfD-Jugend
Verfassungsschutz beobachtet Teile der Jungen Alternative
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Ein Plakat der AfD-Jugendorganisation Junge Alternative (JA). Der Bremer Landesverband wird seit vergangener Woche vom Verfassungsschutz überwacht.
Foto: Jens Kalaene / dpa
Wird die AfD doch noch ein Fall für den Verfassungsschutz? Zumindest ihre Jugendorganisation wird nun in zwei Bundesländern überwacht.
Hannover/Berlin.
Der gemeinsame Demonstrationszug von AfD und Pegida in Chemnitz gibt der Debatte über eine Beobachtung der Partei durch den Verfassungsschutz neue Nahrung. Der Verfassungsschutz von Bremen und Niedersachsen nimmt jetzt den AfD-Nachwuchs ins Visier.
Die Junge Alternative (JA) werde seit der vergangenen Woche beobachtet, teilte der Bremer Senat am Montag mit. Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) sagte, er habe in der vergangenen Woche entschieden, die JA zu beobachten. „Den entsprechenden Antrag habe ich heute früh unterschrieben.“
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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Bundesregierung zu Chemnitz: „Botschaft des Hasses“
Die AfD hatte für Samstag zu einem „Schweigemarsch“ nach Chemnitz eingeladen, um an die Tötung eines 35-Jährigen Deutschen mit kubanischen Wurzeln zu erinnern. Als Tatverdächtige gelten zwei junge Araber. An der Kundgebung nahmen rund 8000 Menschen teil. Neben mehreren AfD-Landesvorsitzenden marschierten auch Vertreter des fremdenfeindlichen Pegida-Bündnisses in der ersten Reihe mit.
Vermummte jagen in Chemnitz Flüchtling und prügeln ihn
Vermummte jagen in Chemnitz Flüchtling und prügeln ihn
Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, was man in Chemnitz dort neben berechtigter Sorge und Betroffenheit am vergangenen Wochenende auch gesehen habe, „diese Aufmärsche gewaltbereiter Rechtsextremisten und Neonazis, das hat ja mit Trauer um einen Menschen oder mit Sorge um eine Stadt, um ein Gemeinwesen, wirklich nicht das Geringste zu tun“.
Dies habe keine Botschaft der Trauer ausgesendet, sondern „eine Botschaft des Hasses“ auf Ausländer, Politiker, auf die Polizei und auf die freie Presse. Vor diesem Hintergrund sei es gut, dass gleichzeitig so viele Menschen in Chemnitz „Haltung gezeigt“ hätten.
Nahles fordert AfD-Überwachung
Die AfD sei weder bürgerlich noch patriotisch, sagte SPD-Chefin Andrea Nahles auf dem Gillamoos-Volksfest im niederbayerischen Abensberg. „Das ist eine Partei, die vom Verfassungsschutz beobachtet werden muss.“
„AfD, NPD, Hooligans – Seit’ an Seit’ sind sie marschiert“, kritisierte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) auf dem Volksfest mit Blick auf die Kundgebung am Wochenende. Als „heimlichen Führer der AfD“ bezeichnete Söder den Thüringer Rechtsaußen Björn Höcke – „er beginnt diese Partei systematisch umzuentwickeln“.
Nahles für AfD-Überwachung durch den Verfassungsschutz
Nahles für AfD-Überwachung durch den Verfassungsschutz
Innenminister Horst Seehofer (CSU) sieht aktuell keine Grundlage für eine flächendeckende Beobachtung der AfD durch den Verfassungsschutz. Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums betonte: „Dass Einzelne oder vielleicht auch Viele lokal anders agieren, erlaubt noch nicht die Beobachtung der gesamten Partei.“
Das sagt die AfD zu den Vorwürfen
Die AfD-Spitze findet die ganze Debatte unverständlich. „Das ist absurd, denn wir sind eine demokratische Partei, die für einen starken Rechtsstaat eintritt“, heißt es in einer am Montag veröffentlichten Erklärung von fünf AfD-Spitzenpolitikern, darunter die beiden Parteivorsitzenden Alexander Gauland und Jörg Meuthen Die Parteispitze erklärte, bei den AfD-Veranstaltungen in der sächsischen Stadt habe es keine Gewalt gegeben.
Meuthen und Gauland erklärten gemeinsam mit der Bundestagsfraktionsvorsitzenden Alice Weidel und den beiden Parteivize Kay Gottschalk und Georg Pazderski: „Die AfD wehrt sich entschieden gegen Extremisten, die berechtigte Proteste dazu missbrauchen, um ihr demokratiefeindliches Weltbild kundzutun“.
In Wählerumfragen liegt die AfD zurzeit bei 16 bis 17 Prozent. (dpa)