Die „Stern“-Journalistin Laura Himmelreich, 29, hat ein Porträt über Rainer Brüderle, 67, geschrieben. Der jetzige FDP-Spitzenkandidat Brüderle habe, so Himmelreich, am Abend vor dem Dreikönigstreffen der FDP im Januar 2012 in einer Hotelbar, in der auch andere Politiker und Journalisten anwesend waren, auf ihren Busen geguckt und gesagt: „Sie können ein Dirndl auch ausfüllen.“ Brüderle sagte demnach auch: „Politiker verfallen doch alle Journalistinnen.“
Nach Mitternacht verabschiedete sich Brüderle von anderen Gästen der Hotelbar und „steuert mit seinem Gesicht sehr nah auf mein Gesicht zu“, schildert Himmelreich. Brüderles Sprecherin habe ihn aus der Bar geführt und zu der Journalistin gesagt: „Das tut mir leid.“ Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ließ über ihren Sprecher Steffen Seibert ausrichten, sie plädiere stets für einen professionellen und respektvollen Umgang miteinander, auch zwischen Politik und Medienvertretern.
Leutheusser-Schnarrenberger greift den „Stern“ an
Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) griff den „Stern“ an. „Der Zeitpunkt der Veröffentlichung lässt nur einen Schluss zu: Dem ,Stern‘ geht es nur um seine Auflage“, sagte sie „Spiegel online“. „Wer online mit der Zeile titelt ,Der spitze Kandidat‘, der bedient sich einer sexistischen Sprache, die unterirdisch ist.“
Diskussionen bei Twitter
Grünen-Chefin Claudia Roth warnte vor einer Verharmlosung sexistischen Verhaltens. „Sexismus ist herabwürdigend, verletzend, diskriminierend und in keiner Form oder Ausprägung in Ordnung“, betonte sie. Auf Twitter kochen derweil die Emotionen weiter hoch und gehen weit über die Personalie Brüderles hinaus: Unter dem Hashtag #aufschrei etwa tauschen die Nutzer des Online-Dienstes ihre Erfahrungen mit alltäglichem Sexismus aus.
Der Begriff #aufschrei war deutschlandweit bereits am Freitagmorgen der meistgenannte Begriff. Im Sekundentakt gingen neue Tweets ein. Sogar weltweit erreichte der Begriff in den sogenannten Trending Topics einen Platz unter den ersten Zehn.
Zum ersten Mal tauchte #aufschrei in der Nacht zum Freitag auf. Eine Nutzerin kommentiert die Erlebnisse mit «wir sollten diese erfahrungen unter einem hashtag sammeln. ich schlage #aufschrei vor».
Diskriminierung, Sexismus, Übergriffe
Vor allen Frauen twitterten über erlebte Beleidigungen, Diskriminierungen und Übergriffe. Aber auch Männer beteiligten sich an der Diskussion. Unter den Trending Topics befand sich zudem der Begriff Sexismus.
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