Die vier Islamisten der Düsseldorfer Zelle sollen in Deutschland einen Anschlag geplant haben. Sie experimentierten bereits mit Zündern.
Mit Verteidigeranträgen auf Einstellung des Verfahrens hat der Prozess gegen die vier mutmaßlichen Al-Kaida-Mitglieder der sogenannten Düsseldorfer Zelle begonnen. Die Anwälte der Terrorverdächtigen begründeten ihre Forderung am Mittwoch vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf mit fehlender Akteneinsicht. Die Bundesanwaltschaft legte den Angeklagten zum Prozessauftakt die Planung eines „aufsehenerregenden Anschlags“ zur Last.
Die Verteidigung der mutmaßlichen Islamisten rügte zumVerfahrensbeginn im Hochsicherheitstrakt des Düsseldorfer Gerichts, dass ihnen Datenträger mit der Dokumentation von Ergebnisssen der Wohnraumüberwachung bei ihren Mandaten nicht vorlägen. Die Bundesanwaltschaft beantragte dagegen, den Einstellungsantrag zurückzuweisen.
„Die Beweisstücke können jederzeit eingesehen werden“, sagte Bundesanwalt Michael Bruns. Eine Entscheidung des Gerichts über den Einstellungsantrag wurde für den Nachmittag erwartet.
In der zu Prozessbeginn verlesenen Anklageschrift warf Bruns den Angeklagten vor, im Auftrag des Terrornetzwerks al-Qaida einen „öffentlichkeitswirksamen und aufsehenerregenden Anschlag“ in Deutschland geplant zu haben. Die mutmaßlichen Islamisten hätten in der Bundesrepublik „Angst und Schrecken“ verbreiten wollen.
Laut Bundesanwaltschaft planten die zwischen 21 und 32 Jahre alten Männer, einen Sprengsatz in einer großen Menschenmenge zu zünden und eine zweite Bombe nach dem Eintreffen der Rettungskräfte hochgehen zu lassen. Ein konkretes Anschlagsziel hatten sie demnach aber noch nicht ausgewählt.
Drei der Angeklagten waren im April vergangenen Jahres in Düsseldorf festgenommen worden, der vierte ging den Ermittlern im Dezember in Bochum ins Netz. Die Männer waren monatelang observiert worden. Die Prozess-Unterlagen füllt 260 Aktenordner, die Anklageschrift umfasst einschließlich Anhang mehr als 500 Seiten.
Anführer der Terrorgruppe ist laut Anklage der Marokkaner Abdelabdim al-K. (31). Er soll sich Anfang 2010 in einem al-Qaida-Ausbildungscamp im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet aufgehalten haben. Außerdem stehen der Deutsch-Marokkaner Jamil S. (32), der Deutsch-Iraner Amid C. (21) und der Deutsche Halil S. (28) vor Gericht.
Monatelang beobachtet
Der Bundesanwaltschaft zufolge planten die Terrorverdächtigen das Attentat im Auftrag der al-Qaida-Führung. Die Zelle um den hauptverdächtigen al-K. war Ende April 2011 nach monatelangen Observationen ausgehoben worden.
Nach Erkenntnissen der Ermittler planten die Männer Anschläge mit selbst gebauten Bomben und experimentierten in Düsseldorf bereits mit verschiedenen Chemikalien am Bau eines Zünders.
Drei der vier Beschuldigten waren am 29. April 2011 in Düsseldorf und Bochum festgenommen worden, der vierte am 8. Dezember 2011 in Bochum.
In einem Vorgespräch haben die Verteidiger dem Gericht signalisiert, dass das Quartett zu den Vorwürfen zunächst schweigen wird. 30 Verhandlungstage bis Ende November hat die Vorsitzende Richterin Barbara Havliza für den Prozess angesetzt.
Am zweiten Verhandlungstag sollen an diesem Donnerstag zahlreiche Angehörigen der Angeklagten als Zeugen vor Gericht auftreten. Es wird davon ausgegangen, dass die meisten Angehörigen von ihrem Schweigerecht Gebrauch machen.
dpa/AFP/mim