Der Streit um Stuttgart 21 geht in eine neue Runde. Die Bahn erklärte sich bereit, den zentralen Bestandteil des Stresstests noch einmal zu wiederholen. „Diesen weiteren Simulationslauf kann man relativ kurzfristig machen“, sagte Bahn-Technikvorstand Volker Kefer im Stuttgarter Rathaus.
Man werde dem Vorschlag des Schweizer Gutachters sma folgen. Das Verkehrsberatungsbüro hatte empfohlen, einige Unstimmigkeiten zu korrigieren und eine zweite Simulation zu machen.
Kefer betonte jedoch, dies sei kein zweiter Stresstest, wie ihn die Gegner des Milliardenprojekts fordern. „Das, was Sie vorhaben, Herr Palmer, werden wir nicht machen“, sagte der Bahn-Vorstand an die Adresse des Grünen-Verkehrsexperten Boris Palmer. Dieser hatte gefordert, die Projektgegner müssten dabei einbezogen werden und die Voraussetzungen müssten geändert werden.
Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) mahnte die Bahn zur Transparenz. Es gehe nicht an, dass der Konzern den Test erneut im stillen Kämmerlein mache. dpa hot r und Befürworter des Projekts Stuttgart 21 stehen sich auch zum Ende des Schlichtungsverfahrens unversöhnlich gegenüber.
Vertreter der Deutschen Bahn AG warben im Stuttgarter Rathaus erneut für den geplanten Tiefbahnhof und sprachen von einem gut durchdachten Vorhaben. Die Projektgegner lehnten den Neubau hingegen weiter strikt ab und erhoben schwere Vorwürfe gegen die Bahn. Mit der Vorstellung des sogenannten Stresstests endete das Schlichtungsverfahren, das am 22. Oktober 2010 unter Leitung des früheren CDU-Generalsekretärs Heiner Geißler begonnen hatte.
Hannes Rockenbauch vom Aktionsbündnis der Projektgegner sagte, der geplante Durchgangsbahnhof werde von der Bevölkerung mehrheitlich nicht akzeptiert. Zudem werde mit dem alten Bahnhof ein Kulturdenkmal zerstört. Der Kopfbahnhof in Stuttgart gehöre im Übrigen zu den besten, leistungsfähigsten und pünktlichsten Bahnhöfen in ganz Deutschland. Die Projektgegner kritisierten auch den in der Schlichtung vereinbarten Stresstest.
Dieser sollte zeigen, ob der neue Durchgangsbahnhof um wenigstens 30 Prozent leistungsfähiger sein wird als der jetzige Kopfbahnhof. Konkret soll der Tiefbahnhof in der Lage sein, in der Spitzenzeit 49 Züge pro Stunde abzufertigen. Diese Prämisse wurde von den Projektgegnern zwischenzeitlich aber infrage gestellt.
Der Leistungstest wurde auf Vorschlag des Schlichters Heiner Geißler von der Bahn erarbeitet und vom Schweizer Ingenieurbüro SMA überprüft. Geißler bescheinigte der Bahn und SMA eine hohe Professionalität. Der Test verlief offiziell erfolgreich.
"Schönwetterbetrieb mit leichten Störungen“
Die Sprecherin des Aktionsbündnisses, Brigitte Dahlbender, kritisierte jedoch, dass lediglich ein „Schönwetterbetrieb mit leichten Störungen“ untersucht worden sei. Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) warf SMA sogar Befangenheit vor. Die Bahn habe jüngst einen Großauftrag für ein von Stuttgart 21 unabhängiges Fahrplanungssystem ausgeschrieben, auf den sich das Schweizer Ingenieurbüro SMA bewerben wolle.
„Da gibt es einen Zielkonflikt“, sagte Palmer. Geißler wies die Vorwürfe zurück. Die Deutsche Bahn wies Vorhaltungen zurück, sich nicht an Absprachen gehalten zu haben. Bahn-Vorstand Volker Kefer sagte, das Vorgehen sei einvernehmlich in der Schlichtung vereinbart worden.
Er kritisierte die Debatte über die Frage, ob 49 abzuwickelnde Züge „die richtige Zahl“ sei. Diese Diskussion sei erst aufgekommen, als das Ergebnis des Testats bereits vorgelegen habe.