Protestbewegung

27 Tote bei syrischen Offensiven gegen Rebellen

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Die UN droht dem Assad-Regime mit Sanktionen, falls die Offensive gegen die Demokratiebewegung nicht gestoppt wird. Syriens Botschafter vergleicht die Lage mit den London-Krawallen.

Bei anhaltenden Offensiven der syrischen Streitkräfte gegen Oppositionshochburgen sind in der Nacht mindestens 27 Menschen getötet worden. 19 Bürger starben in der Stadt Homs, acht weitere in Deir al-Zor und Idlib, berichteten die Lokalen Koordinationskomitees der Syrischen Revolution, ein Dachverband der syrischen Protestbewegung.

In Deir al-Zor sollen die Truppen ein Minarett beschossen und zerstört haben. Die Berichte können von unabhängiger Seite nicht bestätigt werden, weil das Regime Journalisten nicht frei arbeiten lässt.

Geschützfeuer und Explosionen in Sarakeb

Syrische Truppen haben auch die Stadt Sarakeb nahe der türkischen Grenze gestürmt. Dies berichtet die Menschenrechtsorganisation Syrian Observatory for Human Rights in London. Dabei seien mindestens 100 Menschen festgenommen worden.

Augenzeugen berichteten von Geschützfeuer und Explosionen in der Stadt. Die Erstürmung kommt nur einen Tag, nachdem die Behörden angekündigt hatten, das Militär würde sich aus der Region zurückziehen.

In den Nachtstunden gingen die Kundgebungen gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad weiter. Videos, die von Aktivisten ins Internet gestellt wurden, zeigten Demonstrationen in mehreren Städten, darunter in Homs, in der südlichen Provinz Daraa und in der Vorstadt Hersta bei Damaskus.

Im Fastenmonat Ramadan, der vor zehn Tagen begann, haben sich die Proteste in Syrien in die Zeit nach dem Fastenbrechen am Abend verlagert. Die Vereinten Nationen gehen inzwischen von 2000 toten Zivilisten seit Beginn der Unruhen im März aus.

Panzer rollen wieder durch Hama

Nach dem am Mittwoch groß in Szene gesetzten Truppenabzug aus der Protesthochburg Hama sind nach Augenzeugenberichten einige Panzer wieder dorthin zurückgekehrt. Diese seien am Abend auf dem Assi-Platz in Stellung gegangen, berichtete ein Bewohner dem Nachrichtensender Al-Dschasira. Der Platz im Zentrum der Stadt ist der Mittelpunkt der Proteste in Hama.

Angesichts der anhaltenden Gewalt haben europäische Diplomaten Präsident Baschar al-Assad indirekt mit UN-Sanktionen gedroht.

"Weitere Schritte" gegen Syrien

Sollte die syrische Führung ihre Offensive gegen die Demokratiebewegung nicht stoppen, werde der UN-Sicherheitsrat über „weitere Schritte„ beraten müssen, um den Druck auf Syrien zu erhöhen, sagte der stellvertretende britische Botschafter bei den Vereinten Nationen, Philip Parham, am Mittwoch in New York. Seine Kollegen aus Deutschland, Frankreich und Portugal äußerten sich ähnlich. Im Diplomaten-Jargon steht die Formulierung „weitere Schritte" meist für Sanktionen.

Der syrische UN-Botschafter Baschar Dscha'afari hat die Krawalle in Großbritannien mit der Lage in seinem Land verglichen und Kritik aus Europa am Vorgehen seiner Regierung zurückgewiesen. Es sei bezeichnend, dass der britische Premierminister von Banden spreche, wenn er die Randalierer beschreibe, sagte Dscha'afari in New York. „Uns erlauben sie nicht, den gleichen Begriff für bewaffnete Gruppen und terroristische Gruppen zu gebrauchen. Das ist Heuchlerei. Das ist arrogant."

( Reuters/dpa/jm )