Über 1.000 Menschen sind nach Regierungsangaben in den vergangenen beiden Tagen bei Straßenschlachten zwischen Polizisten und Demonstranten in Ägypten verletzt worden. 900 der Verletzten seien noch vor Ort verarztet worden, mehr als 120 weitere seien in Krankenhäuser eingeliefert worden, sagte der stellvertretende Gesundheitsminister Abdul Hameed Abasah laut einem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur MENA am Mittwoch.
Die gewalttätigen Auseinandersetzungen begannen am Dienstagabend in Kairo und setzten sich auch am Mittwoch weiter fort. Hunderte meist jugendliche Ägypter lieferten sich dabei auf dem Tahrir-Platz in Kairo Straßenschlachten mit der Polizei. Viele von ihnen wurden durch eingeatmetes Tränengas verletzt. Die Jugendlichen warfen in der Nacht zum Mittwoch Steine und Brandsätze, die Polizei setzte Gummigeschosse, Schlagstöcke und Tränengas ein, wie Augenzeugen berichteten.
Die Auseinandersetzungen verlagerten sich später zunehmend in die Seitenstraßen des Tahrir-Platzes. Der Verkehr, der sonst über diesen Knotenpunkt der ägyptischen Hauptstadt fließt, war den ganzen Tag über blockiert. Die umliegenden Geschäfte blieben geschlossen. Einige Jugendlichen kündigten an, sie wollten wieder eine Dauerbesetzung des Tahrir-Platzes organisieren.
Unzufriedene Jugendliche
Zu den Ausschreitungen kam es nach einer Gedenkfeier von Angehörigen der „Märtyrer der Revolution“ in einem anderen Stadtteil. Militante Anhänger der Protestbewegung, die am 11. Februar den Sturz von Präsident Husni Mubarak herbeigeführt hatte, zogen zum Tahrir-Platz. Sie fordern eine zügigere juristische Aufarbeitung der Tötung von mehr als 800 Demonstranten bei den damaligen Protesten. Deren Mittelpunkt war der Tahrir-Platz gewesen.
Am letzten Sonntag war der Prozess gegen Ex-Innenminister Habib al-Adli und sechs ehemalige Führungskader seines Ministeriums wegen der Tötung von Demonstranten nach nur drei Minuten vertagt worden. Eine wütende Menge von Angehörigen der Opfer der damaligen Polizeibrutalität bewarfen die Sicherheitskräfte vor dem Gericht mit Steinen.
Die jüngsten Ausschreitungen spiegeln ein weit verbreitetes Gefühl der Unzufriedenheit mit dem Gang der Dinge seit der Entmachtung Mubaraks wider. Viele Parteigänger des Ex-Präsidenten und Günstlinge seiner Herrschaft blieben unbehelligt in ihren Machtpositionen.
Neueste Politik Videos