Berlin. Christian Lindner will raus. Der Finanzminister will mit seiner Ehefrau, der Journalistin Franca Lehfeldt, an den Berliner Stadtrand ziehen, ins Eigenheim im noblen Süden der Hauptstadt. Das ist lange bekannt.
Nach einem Bericht des „Spiegel“ könnte dieser Hauskauf für den Bundesfinanzminister und FDP-Chef nun aber unangenehme Fragen nach Interessenskonflikten und Vorzugsbehandlung aufwerfen. Laut Bericht habe sich Lindner das Geld für den Immobilienkauf just bei einer Bank geliehen, zu der er seit langem intensiven Kontakt gehabt haben soll.
Bericht: Lindners neue Zuhause ist ein Zweifamilienhaus von 1937
Dem „Spiegel“ zufolge handelt es sich bei Lindners neuem Zuhause um ein Zweifamilienhaus von 1937, für das der Politiker 1,65 Millionen Euro bezahlt haben soll. Der Kredit dafür soll von der BBBank stammen – einem Geldinstitut, bei dem der Minister nach Informationen des "Spiegel" bei einer Jubiläumsveranstaltung ein Grußwort gesprochen habe.
Vor seiner Zeit als Minister soll Lindner auch als Markenbotschafter in einem Werbefilm der Bank aufgetreten sein, zudem habe Lindner dort mehrfach gut bezahlte Vorträge gehalten und sei als Stargast bei Veranstaltungen aufgetreten.
Laut Bericht blieb es nicht bei den 1,65 Millionen: Mit Unterzeichnung des Kaufvertrags soll Lindner eine Grundschuld über 2,35 Millionen Euro zugunsten der BBBank eintragen haben. Eineinhalb Jahre später sei sein Grundstück mit weiteren 450.000 Euro belastet worden, wieder zugunsten der Karlsruher Genossenschaftsbank.
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Die Kreditvergabe sei „zu absolut marktüblichen Konditionen“ erfolgt, zitiert der „Spiegel“ Lindners Anwalt. Das deutlich höhere Kreditvolumen im Verhältnis zum Kaufpreis erkläre sich aus dem Umstand, „dass es sich bei der erworbenen Immobilie um ein unsaniertes Haus handelt“. Auch die Bank erklärte gegenüber dem Spiegel, man beachte „die geltenden rechtlichen Anforderungen“, die Kreditvergaberichtlinien würden „für alle unsere Privatkunden gleichermaßen“ gelten.
Immobilienkauf: Ex-Minister Jens Spahn musste sich Fragen gefallen lassen
Der Fall erinnert an einen anderen Bundesminister, der einen millionenschweren Immobilienkauf mit Hilfe einer Bank tätigte, mit der er zuvor schon eng verbunden war: Der ehemalige Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sorgte für Schlagzeilen, nachdem er eine Villa in Berlin-Dahlem für über vier Millionen Euro gekauft hatte. Bei der Finanzierung soll eine Bank aus seiner Heimatregion geholfen haben, bei der Spahn über Jahre Mitglied im Verwaltungsrat gesessen hatte. (jule)