Berlin. Oligarchen sind Menschen mit großer wirtschaftlicher Macht, die durch ihren Reichtum die Wirtschaft eines Landes und politische Entscheidungen beeinflussen können – zu ihren Gunsten. Der Begriff Oligarch setzt sich aus den griechischen Wörtern "oligoi" ("Wenige, Minderheit") und "archon" ("Herrscher, Führer") zusammen. Die Oligarchie wird meist als "Herrschaft von wenigen" übersetzt.
Wenn heute von Oligarchen die Rede ist, sind damit meist Russen gemeint, die ihren Reichtum durch das Geschäft mit Öl und Gas erlangt haben. In anderen Ländern werden Menschen mit ähnlichem Hintergrund eher als Wirtschaftsmagnat oder Tycoon bezeichnet. Russlands Präsident Wladimir Putin umgibt sich mit einem Netzwerk aus Menschen, die er mit Einfluss und Reichtum überhäuft. Viele der Superreichen leben nicht nur in Russland, sondern verbringen ihre Zeit in den Großstädten des Westens wie London, Paris, Genf und Berlin.
Oligarchen fühlen sich in London besonders wohl
Besonders wohl fühlen sich viele Oligarchen in London, das teilweise als "Londongrad" bezeichnet wird, da russische Oligarchen dort gerne ihr Geld waschen. Der Organisation Transparency International zufolge sind in Großbritannien Immobilien im Wert von 1,5 Milliarden Pfund (rund 1,8 Milliarden Euro) im Besitz von russischen Staatsbürgern, denen Korruption vorgeworfen wird.
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Der britische Journalist und Autor Oliver Bullough, der sich seit Jahren mit Geldwäsche und korrupten Eliten auseinandersetzt sagt dazu in einem Gespräch mit dpa: "Der größte Teil des Reichtums in Russland gehört einer sehr kleinen Gruppe von Leuten und wir wissen, wer das ist." Außerdem verwies er auf eine Liste des inhaftierten russischen Oppositionellen Alexej Nawalny mit den Namen von 35 Oligarchen und Putin-Vertrauten.
Auch in der Schweiz wird es Oligarchen leicht gemacht
Aber nicht nur in Großbritannien wurde es den Oligarchen lange einfach gemacht. Auch die Schweiz ist ein wichtiger Finanzplatz für reiche Russen. Nach Zahlen der Nationalbank lagen 2021 auf Schweizer Konten russische Vermögenswerte im Wert von rund 15 Milliarden Franken (14,5 Mrd Euro).
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Jedes Jahr sollen weitere Milliardenbeträge in die Schweiz fließen. Zudem werden nach Schätzungen 80 Prozent von Russlands Rohstoffen in der Schweiz gehandelt. Oligarchen wie der Putin-Freund Gennadi Timtschenko leben in der Schweiz.
Einige Oligarchen distanzieren sich von Putin
Nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine haben sich jedoch mehrere Oligarchen von Putin distanziert. So schrieb Medienmogul Evgeny Lebedev in einem offenen Brief an Putin: "Als Bürger Russlands bitte ich Sie, den Zustand zu beenden, in dem Russen ihre ukrainischen Brüder und Schwestern töten."
Den Tod "unschuldiger Menschen" in der Ukraine prangerte auch der russische Milliardär Oleg Tinkow als "undenkbar und inakzeptabel" an. Der Milliardär Oleg Deripaska forderte angesichts der gegen Moskau verhängten Wirtschaftssanktionen ein "Ende des Staatskapitalismus" in Russland. Auch der russische Oligarch Michail Fridman erklärte: "Krieg kann niemals die Antwort sein."
Einer der reichsten Männer Russlands, der Oligarch Roman Abramowitsch, wurde nach Angaben einer Sprecherin von ukrainischer Seite um Hilfe gebeten. Er sei kontaktiert worden, "um bei der Suche nach einer Lösung zu helfen und bemüht sich nun zu helfen", erklärte Sprecherin Rola Brentlin. Abramowitsch hat den Verkauf des FC Chelsea angekündigt, den er besitzt. Der mögliche Nettogewinn solle über eine Stiftung den Opfern des Kriegs in der Ukraine zugutekommen, schrieb der 55-Jährige in einer Mitteilung des englischen Fußball-Topclubs.
Von Sanktionen sind auch Oligarchen betroffen
Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine haben westliche Staaten zahlreiche Sanktionen verhängt. Zuletzt (Stand 2. März) hat die EU auch Vermögenswerte von russischen Oligarchen und Personen aus dem Umfeld Putins eingefroren und ihre Reisefreiheit eingeschränkt. Die Schweiz hat sich den EU-Sanktionen angeschlossen und die Vermögen aller Unternehmen und Personen auf der EU-Sanktionsliste ebenfalls gesperrt. (msb/dpa/afp)
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