Berlin. „Corona-Ausbruch im Pflegeheim“, „Fast alle Pflegeheim-Bewohner Corona-infiziert“, „Immer mehr Corona-Tote – Alten- und Pflegeheime besonders betroffen“: Die Schlagzeilen in deutschen Regionen und Großstädten ähneln sich in diesen Tagen, vor allem in Corona-Hotspots.
Wenn etwas klar ist in dieser Pandemie, dann ist es die hohe Sterblichkeit der Alten, der Schwachen, der Pflegebedürftigen in den Heimen. Allein in Berlin geht jeder zweite Corona-Tod auf einen Ausbruch in einer Einrichtung zurück. Überlastung des Personals und ein lascher Umgang mit Abstand, Hygiene und Maskenpflicht rächt sich dort sofort mit vielen Toten.
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Corona-Impfung: Die Priorisierung der Heimbewohner ist logisch
Es hat also eine gewisse Logik, wenn Bewohner und Personal von Heimen bei der Impfung bevorzugt werden. Sind sie geimpft, sind Heime sichere, pandemiefreie Orte – und dann müsste die Zahl der Toten drastisch sinken und sich damit die Belastung des Gesundheitssystems deutlich reduzieren, so die Idee, die dahintersteckt.
Doch so einfach ist es nicht. In vielen Heimen stockt derzeit die Impfung – eben weil Corona wütet, hereingetragen vom Personal und von Besuchern. Das macht eine Impfaktion unmöglich.
Und auch in den coronafreien Heimen wird längst nicht einfach durchgeimpft. Denn erstaunlich viele Pfleger verweigern sich, weil sie befürchten, die Vakzine von Biontech/Pfizer oder Moderna seien zu schnell entwickelt worden und noch nicht ausgereift genug.
Sie wollen nicht die Ersten sein, die mit einem völlig neuen Impfstoff immunisiert werden. In manchen Einrichtungen ist noch nicht einmal die Hälfte der Pflegerinnen und Pfleger und des sonstigen medizinischen Fachpersonals bereit, sich impfen zu lassen.
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In sozialen Netzwerken werden wilde, schlicht falsche Theorien verbreitet
Womöglich lassen sich viel zu viele von skurrilen Theorien in den sozialen Netzwerken verunsichern, deren Bodensatz sich aus Angstmache, Falschmeldungen und Gerüchten zusammensetzt.
Es sind Theorien, die eiskalt Corona-Todeszahlen herunterrechnen („die wären sowieso gestorben“), während mit Kalkül Menschen, die nach der Impfung ihre vorhandene Krankheit nicht überlebten, als Beleg für die Gefährlichkeit des Serums herangezogen werden.
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Das zeigt: Wenn die Impfbereitschaft der Pflegekräfte erhöht werden soll, dann müssen sie bei ihren Zweifeln abgeholt werden. Sie brauchen eine fundierte, verständliche Aufklärung über Risiken, Spätfolgen, Allergien, wie sie nun mal bei Impfungen auftreten können – damit sich nicht nebulöse oder schlicht falsche Befürchtungen festsetzen.
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Die Impfung sollte für Pflegerinnen und Pfleger zum Berufsethos gehören
Neben der Aufklärung muss aber auch klar sein: Wer in einer Einrichtung mit sehr alten und/oder sehr kranken Menschen arbeitet, muss bereit sein, diese alten und kranken Menschen auch zu schützen – und nicht durch Fahrlässigkeit zu gefährden. Wer dieses Berufsethos nicht mitbringt, dem kann nur geraten werden, sich einen anderen Job zu suchen.
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Sollte es nicht bald gelingen, die persönliche Verantwortung der Pflegekräfte zu stärken, darf die Impfpflicht für diese Berufsgruppe nicht länger tabu sein: Nur wenn das Coronavirus dauerhaft aus den Alten- und Pflegeheimen herausgehalten werden kann, lässt sich schließlich die Pandemie in Schach halten.
Eine derartige Impfpflicht wäre noch nicht einmal neu. Auch Erzieherinnen oder Lehrer sowie Schul- und Kitakinder und das Personal in Arztpraxen müssen sich etwa gegen Masern impfen lassen.
Ein Pflegeheim ist ein Wohnort – und kein Sterbehospiz
Es kann doch nicht sein, dass auch im Monat elf der Pandemie in Deutschland die schwächsten Mitglieder dieser Gesellschaft einfach so wegsterben. Männer und Frauen, die bewusst ihren letzten Lebensabschnitt in Gemeinschaft verbringen wollen und Unterstützung brauchen. Ein Alten- oder Pflegeheim ist ein Ort für Menschen, die es allein nicht mehr schaffen. Kein Sterbehospiz.
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