Seoul. Die Szene könnte einem Fantasy-Epos entsprungen sein: Auf einem goldbehangenen Schimmel reitet der Held mit entschlossenem Blick und aufrechter Haltung durch eine verschneite Landschaft. Neben ihm, ebenfalls auf einem Schimmel, seine schlicht gekleidete, aber stolze Frau.
Im Hintergrund erblickt der Betrachter schließlich die Gefährten des Helden, auf nicht ganz so strahlend weißen Pferden, doch jederzeit bereit, dem Schimmelreiter zur Seite zu springen.
Diese symbolträchtige Inszenierung für die Kamera entstammt dem nordkoreanischen Führungszirkel um Kim Jong Un. Es war das zweite Mal binnen zwei Monaten, dass Fotos vom reitenden Kim auf dem Paektu, dem höchsten Berg Nordkoreas an der Grenze zu China, veröffentlicht wurden – obwohl er mit dem letzten Foto viel Spott auf sich gezogen hat.
Kim Jong Un reist oft nach Paektu
Und auch dieses Mal gibt es viele satirische Kommentare von Twitter-Nutzern, die vor allem den Vergleich zur Fantasy-Serie „Game of Thrones“ ziehen, in der es unter anderem um den nahenden Winter, den „König des Nordens“ und dessen Kampf gegen eine Übermacht von Feinden geht.
Zusammen mit kommandierenden Offizieren und seiner Frau Ri Sol Ju sei Kim „auf einem edlen Ross über das weite Gebiet des Paektu-Bergzugs geritten“, berichteten die staatlichen Medien des abgeschotteten Landes am Mittwoch. Dort habe er sich mit seiner „revolutionäre Schlachtfelder“ angesehen. Wann genau die Aufnahmen entstanden, war unklar.
Oft reist Kim vor wichtigen Entscheidungen zum Paektu, der in Nordkorea auch als Symbol der Herrscherfamilie gilt. Auf ihm wurde angeblich der Ende 2011 gestorbene Vater Kim Jong Uns, Kim Jong Il, geboren.
Nordkorea weiht neue Stadt mit Ski-Resort ein
Mit großem Pomp hat Nordkorea bereits am Montag die Einweihung der Stadt Samjiyon nach Modernisierungsmaßnahmen gefeiert. Samjiyon soll künftig als Aushängeschild des Sozialismus gelten. Laut südkoreanischen Medienberichten soll dort unter anderem ein Wintersportgebiet errichtet worden sein.
Machthaber Kim Jong Un habe am Montag das Band bei der Einweihungszeremonie für die neue Stadt zerschnitten, die ein „Inbegriff der modernen Zivilisation“ sei, berichteten die Staatsmedien Nordkoreas am Dienstag.
Das Stadtgebiet im Kreis Samjiyon habe sich „in das Beispiel einer modernen bergigen Stadt unter dem Sozialismus“ verwandelt, hieß es. Das Mitglied des Politbüros der Arbeiterpartei, Choe Ryong Hae, habe in einer Rede dazu aufgerufen, das Gebiet zum „besten Menschenparadies der Welt“ herauszuputzen. Die Zeremonie sei von donnernden Hurrarufen und Feuerwerk begleitet worden.
Die in Südkorea von nordkoreanischen Flüchtlingen herausgegebene Internet-Zeitung „Daily NK“ hatte im August berichtet, dass unter anderem Bewohner des Landkreises zur Arbeit an der neuen Stadt gezwungen und Bauarbeiter aus dem ganzen Land dorthin geschickt worden seien. Auch Kinder sollen dort unter Zwang gearbeitet haben. Die Zeitung berief sich dabei auf Quellen in der betroffenen Provinz.

Nordkorea droht den USA mit „Weihnachtsgeschenk“
Die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA kündigte am Mittwoch zudem ein Treffen des Zentralkomitees der herrschenden Arbeiterpartei für die zweite Dezemberhälfte an. Zweck sei es, über wichtige Angelegenheiten zu entscheiden, die unter anderem mit der veränderten Situation im In- und Ausland zu tun hätten.
In Südkorea wurde spekuliert, dass dabei mit Blick auf die stockenden Verhandlungen mit den USA über das nordkoreanische Atomwaffenprogramm auch eine Kursänderung besprochen werden könnte. Nordkorea hat die US-Regierung mehrfach aufgefordert, vor Jahresende neue Vorschläge zu machen.
Am Dienstag stieß die Führung in Pjöngjang verdeckte Warnungen aus. Das Außenministerium erklärte, dass es den USA überlassen sei, „zu wählen, welches Weihnachtsgeschenk sie erhalten“. (mbr/dpa)