Berlin/London. US-Präsident Donald Trump und First Lady Melania sind am Montag für einen dreitägigen Staatsbesuch in Großbritannien angekommen.
Am Dienstag traf der US-Präsident auf die britische Regierungschefin Theresa May, die nach ihrer Ankündigung zum Rückzug noch so lange im Amt bleibt, bis ein Nachfolger für sie gefunden ist. In einer gemeinsamen Presseerklärung nach dem Treffen stellte Trump ein Handelsabkommen mit Großbritannien in Aussicht, sobald der geplante Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union vollzogen ist.
„Die USA fühlen sich verpflichtet zu einem phänomenalen Freihandelsabkommen“, sagte Trump. Der gemeinsame Handel könne um das zwei- oder dreifache ausgeweitet werden. Experten gehen davon aus, dass vor allem der Finanzsektor beider Länder mit den weltgrößten Finanzzentren in der Londoner City und der New Yorker Wall Street auf einen solchen Deal spekuliert.
May lobte in einem Statement die Freundschaft der beiden Staaten, sie hob aber auch Differenzen zu Trump hervor. So stehe Großbritannien zum Atom-Deal mit dem Iran und zum Pariser Klimaabkommen. Beide Verträge hatte der US-Präsident einseitig aufgekündigt.
Trump in Großbritannien von Charles und Camilla empfangen
Das Präsidentenpaar landete bereits am Montag mit einem Hubschrauber auf dem Gelände des Buckingham-Palasts in London. Thronfolger Prinz Charles und Herzogin Camilla kamen dem US-Präsidenten und seiner Frau im Garten entgegen und führten sie zur Veranda des Palasts, wo die 93-jährige Königin Elizabeth II. sie im mintfarbenen Kostüm in Empfang nahm.
Das Präsidentenpaar verzichtete auf eine Verbeugung beziehungsweise einen Knicks, was aber auch nicht zwingend Pflicht bei der Begrüßung der Queen ist. Melania trug ein weißes Kleid mit dunklem Gürtel und Kragen und einen Hut. Begleitet wurde der Empfang vom Kanonendonner der Salutschüsse.
Trump in London: Auch Tochter Ivanka mit dabei
Vor einem gemeinsamen Mittagessen wurden Trump und Melania im Garten des Palasts mit militärischen Ehren empfangen. Der US-Präsident und Thronfolger Prinz Charles schritten die Reihen der Gardesoldaten ab und unterhielten sich mit einigen der Männer in der typisch roten Uniform und den Bärenfellmützen. An den oberen Fenstern des Palasts war zeitweise Trumps Tochter Ivanka mit ihrem Mann Jared Kushner zu sehen.
Am Nachmittag besuchte das Präsidentenpaar die Westminster Abbey in London. Für den Abend war ein Staatsbankett im Buckingham-Palast geplant.
Die britische Königin Elizabeth II. und Donald Trump haben dabei die engen Beziehungen ihrer beiden Länder seit dem Zweiten Weltkrieg hervorgehoben. Bei dem Bankett lobte die Queen in ihrer Ansprache die „enge und langjährige Freundschaft“ zwischen den beiden Staaten, mahnte Trump jedoch zugleich ungewöhnlich deutlich zur Wahrung internationaler Institutionen.
Angesichts der Opfer des Zweiten Weltkriegs hätten die beiden Länder mit anderen Verbündeten eine Reihe von internationalen Institutionen aufgebaut, um sicherzustellen, dass sich die „Schrecken des Konflikts“ nicht wiederholten, sagte die 93 Jahre alte Monarchin. „Obwohl sich die Welt verändert hat, sind wir uns der ursprünglichen Bestimmung dieser Strukturen bewusst: Völker arbeiten zusammen, um einen hart erkämpften Frieden zu bewahren.“
Auch Trump betonte das im Zweiten Weltkrieg entstandene „unverbrüchliche Band zwischen den beiden Nationen“. Beide Staatschefs wollen am Mittwoch in Portsmouth an der Südküste Englands an Feierlichkeiten zum 75. Jahrestag der Landung der Alliierten in der Normandie teilnehmen, dem sogenannten D-Day.
Trump und Charles mit unterschiedlichen Ansichten
Touristen vor dem Palast konnten keinen Blick auf den Präsidenten und die Queen erhaschen. Die meisten wussten ohnehin nichts von seinem Besuch und waren überrascht, als er mit dem Hubschrauber einflog.
Trump und Prinz Charles treffen zum ersten Mal seit Trumps Amtsantritt aufeinander; die beiden Männer Anfang 70 haben sehr unterschiedliche Ansichten, was Klimawandel und Umweltschutz angeht. Während Trump nach Möglichkeit alle Gesetze zum Umweltschutz, die sein Vorgänger Obama auf den Weg brachte, zurückdrehen lässt, ist der Herzog von Cornwall im Nebenberuf Öko-Bauer.
Am Dienstag wird mit massiven Protesten gerechnet. Berichten zufolge werden 250.000 Teilnehmer erwartet. Millionen Briten unterzeichneten eine Petition, um den Staatsbesuch zu verhindern. Vor Trump bekamen nur zwei US-Präsidenten einen solchen Empfang in London: George W. Bush und Barack Obama.
Trump wird auf Premierministerin May treffen
Trumps Tochter Ivanka twitterte, sie freue sich, in Großbritannien dabei zu sein. Ob noch weitere Trump-Kinder mitreisten, war zunächst unklar. Medien hatten berichtet, der US-Präsident wolle seine vier erwachsenen Kinder mitbringen.
Am Dienstag werden Donald Trump und Theresa May gemeinsam wichtige Menschen aus der britischen Wirtschaft zum Frühstück bitten. Während die Premierministerin keine „lahmere Ente“ sein könnte – May hat ihren Rücktritt für den 7. Juni angekündigt – ist Trump sehr interessiert an der britischen Wirtschaft und an einem bilateralen Handelsabkommen mit dem verbündeten Großbritannien. Er hält den Brexit daher für einen guten Schritt.
Teilnahme an D-Day geplant
May und Trump werden sich anschließend zur Unterredung in der Downing Street Nr. 10, dem Amtssitz Mays, treffen und dann gemeinsam eine Pressekonferenz geben.
Trump hat bereits gesagt, dass er möglicherweise mit Ex-Außenminister Boris Johnson – der bei der Nachfolge von Theresa May als Favorit gehandelt wird und Nigel Farage zusammentreffen will. Farage, den Chef der Brexit-Partei, und Brexit-Hardliner Johnson nennt Trump „Freunde und gute Männer“.
Abends laden der US-Präsident und die First Lady zum Empfang in der Residenz des US-Botschafters in London; Prinz Charles und Herzogin Camilla werden die Queen vertreten.
Am Mittwoch, 5. Juni, werden der Präsident, die Queen und Thronfolger Charles an den Gedenkfeiern zum 75-Jahre-Jubiläum des D-Day in Portsmouth teilnehmen, der Landung der Westalliierten am 6. Juni 1944 in der Normandie.
Krach mit Londons Bürgermeister
Schon vor Beginn des Besuches gab es jedoch Aufregung. Der US-Präsident und Londons Bürgermeister Sadiq Khan lieferten sich aus der Ferne ein Wortgefecht. „Ihre Werte und wofür Sie stehen sind das genaue Gegenteil der Werte Londons und der Werte in diesem Land“, sagte Khan in Bezug auf Trumps Frauenbild in einem Twitter-Video. Trump antwortete ebenfalls auf Twitter: „Er ist ein Komplettversager, der sich auf das Verbrechen in London konzentrieren sollte, nicht auf mich“.
Vor seinem Besuch äußerte er sich noch dazu abschätzig über die Ehefrau von Prinz Harry, Herzogin Meghan. Die Amerikanerin hatte Anfang Mai – ein knappes Jahr nach ihrer Hochzeit mit Prinz Harry – ihren ersten Sohn zur Welt gebracht, den kleinen Archie.
Konfrontiert mit deren Kritik an seiner Politik sagte Trump da, er habe gar nicht gewusst, dass sie „fies“ gewesen sei. Angesichts allgemeiner Irritationen über die Aussage behauptete der Präsident später schlicht, er habe das nie gesagt. Womöglich hat seine Aussage aber doch bleibenden Eindruck hinterlassen. Beim Empfang im Buckingham-Palast jedenfalls schien Prinz Harry sich in etwas räumlicher Distanz zu Trump zu halten. (jb/dpa)