Körperkult

Bund plant schärfere Regeln für die Tattoo-Entfernung

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Wolfgang Mulke
Wem sein Tattoo nicht mehr gefällt, kann sich Lasern lassen.

Wem sein Tattoo nicht mehr gefällt, kann sich Lasern lassen.

Foto: Getty Images / The Washington Post/Getty Images

Für das Lasern von Tattoos gibt es hierzulande bisher kaum Regeln. Obwohl die Nachfrage wächst. Die Bundesregierung will das ändern.

Berlin.  Wie schnell sich der Geschmack ändern kann, das lässt sich im Berliner Stadtteil Kreuzberg leicht studieren. Kaum eine Straße, in der nicht ein Tattoo-Studio seine Dienste anbietet – dazwischen aber steht dieser Laden: Tattoolos. Ein Studio, das eher nach steriler Arztpraxis als Körperkunst aussieht.

Wer hierherkommt, der hat sich anders entschieden, der kann seine Tätowierung auf dem eigenen Körper nicht mehr sehen. Markus Lühr hat das Unternehmen gegründet. Er weiß: An eine Entscheidung für das ganze Leben denken die meisten Kunden beim Tätowieren nicht. „Die Leute machen das unüberlegt und wollen das Tattoo schnell haben“, beobachtet der Unternehmer.

Behandlung kann sogar der Gesundheit schaden

Tattoos sind in den vergangenen Jahren zu einer beliebten Körperkunst geworden. Das hat die Kassen von Millionen von Tätowierern gut gefüllt – und die Grundlage für den nächsten Millionenmarkt gelegt: Die Entfernung der Tätowierung durch Laserbehandlung. Die Zahl der Studios, die das Weglasern von Tattoos anbieten, ist in den vergangenen Jahren angestiegen – auch weil die Branche kaum reguliert ist. Praktisch jeder kann diese Dienstleistung vornehmen. Und das, obwohl die Behandlung der Gesundheit schaden kann. Die Bundesregierung will das nun ändern.

Vor zehn Jahren noch sei Tattoolos das erste Unternehmen in der Gegend gewesen, erinnert sich Lühr. Heute werde die Konkurrenz von Tag zu Tag größer. Er selbst hat in den vergangenen Jahren 14 weitere Studios in ganz Deutschland eröffnet. Dazu noch eines in der Schweiz und demnächst eines in Barcelona.

Zehn Quadratzentimeter Fläche zum Lasern kosten bei Lühr etwa 100 Euro pro Behandlung. Um ein Tattoo jedoch völlig unsichtbar zu machen, braucht es meist weit mehr als fünf Behandlungen. Bei großflächigen Bildern werden somit einige Tausend Euro fällig. Die Prozedur kann bis zu 18 Monate dauern.

Künftig sollen nur noch Fachärzte lasern dürfen

Tattoos sind längst ein Massenphänomen und gesellschaftsfähig geworden. Wie groß die Branche ist, das lässt sich dennoch nur erahnen. Exakte Zahlen gibt es nicht, auch weil etliche Körperkünstler ihr Geschäft nicht registrieren lassen. Lühr schätzt allein in Berlin die Zahl der Tätowierstudios auf 2.000. Bundesweit sind es nach Expertenschätzung bis zu 20.000.

Einer Umfrage das Statistik-Portals Statista zufolge gaben 2017 zehn Prozent der über 18-Jährigen an, dass sie mehrere Tattoos haben, weitere 14 Prozent haben eines. Jeder Fünfte spielt mit dem Gedanken daran, sich eines stechen zu lassen. Mittlerweile gehen die Expertenschätzung von bis zu zwölf Millionen Tätowierten in Deutschland aus. Sie alle sind potenzielle Kunden für eine Laserbehandlung. Bei einer älteren Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) aus dem Jahr 2014 zeigten sich hochgerechnet 700.000 Menschen mit ihrem Hautkunstwerk unzufrieden und wollten es entfernen lassen.

Der Eingriff aber birgt Risiken für die Gesundheit. Das Bundesinstitut für Risikobewertung hat festgestellt, dass sich bei einer Laserentfernung kleinste Farbteilchen in den Lymphknoten anreichern können. Umso unverständ­licher ist, dass in der Regulierung solcher Behandlungen bislang eine Gesetzeslücke klafft. Bisher darf jedermann diesen Dienst anbieten – völlig egal, ob er Ahnung hat oder nicht. Entsprechend groß ist die Wahrscheinlichkeit, an einen Laien zu geraten.

Bund will unkontrolliertes Geschäft verhindern

„Wo viele Leute die schnelle Mark wittern, wird es gefährlich“, warnt der Regensburger Dermatologe Philipp Babilas, „die Nutzung falscher Geräte oder die falsche Anwendung kann zu schweren Verbrennungen und Narbenbildung führen.“ Im Onlinehandel sind Laser, die als geeignet für die Entfernung von Tattoos angepriesen werden, schon für ein paar Dutzend Euro zu haben. Babilas hält davon nichts: „Das müssen hochwertige Geräte sein“, sagt der Arzt. Diese kosten rund 100.000 Euro.

Dem unkontrollierten Geschäft will die Bundesregierung nun einen Riegel vorschieben. Das Bundesumweltministerium hat eine Verordnung zur Modernisierung des Strahlenschutzrechts erarbeitet, die bereits Ende des Jahres in Kraft treten könnte. Das regelt auch den Schutz vor sogenannter nichtionisierender Strahlung – also etwa Laser oder Ultraschall – zu kosmetischen Zwecken.

„Für die Tattoo-Entfernung ist vorgesehen, dass Laseranwendungen zur Entfernung von Tätowierungen künftig Fachärzten und Fachärztinnen vorbehalten bleiben“, sagte eine Sprecherin des Bundesumweltministeriums. Denn auch wenn die Laseranwendung aus kosmetischen Gründen erfolgt, sei bei der Durchführung fachärztliche Expertise erforderlich.

Das beutetet, viele Unternehmen, die diese Laserbehandlung bislang anbieten, müssen wohl ihr Personal durch Fachkräfte aufstocken. Das Ministerium rechnet mit einer Übergangsfrist von drei Jahren, bis derartige Eingriffe allein von Fachleuten durchgeführt werden dürfen. Löhr begrüßt das Gesetz dennoch. Er arbeite jetzt schon mit Ärzten und Heilpraktikern zusammen.