Hamburg. Islamist Yamen A. vor Gericht. Chemikalien und Bauteile bestellte er im Internet

    Yamen A. führte Teuflisches im Schilde: Der junge Mann, so sieht es die Bundesanwaltschaft, wollte in seiner Schweriner Wohnung einen hochexplosiven Sprengsatz bauen, um so viele Menschen wie möglich zu verletzen und in den Tod zu reißen – die Dimension des Anschlags sollte der anderer Attentate der Terror-Organisation „Islamischer Staat“ (IS) in Europa in nichts nachstehen. In einem Chat mit einem Sympathisanten soll er geäußert haben, er wolle 200 Menschen töten, um in Deutschland ein Klima der Angst und Verunsicherung zu schüren. Doch Spezialkräfte kamen ihm zuvor.

    Angeklagt wegen der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat steht der mutmaßliche Islamist seit Donnerstag vor dem vierten Strafsenat des Hanseatischen Oberlandesgerichts. Dem 20-Jährigen droht bei einer Verurteilung eine Haft zwischen sechs Monaten und zehn Jahren, als Heranwachsender könnte bei ihm noch Jugendstrafrecht angewendet werden – der Strafrahmen ist aber derselbe.

    Yamen A. – geboren und aufgewachsen in Syrien, vor den Schrecken des Bürgerkriegs mit 17 Jahren allein nach Deutschland geflüchtet – schweigt zu den Vorwürfen. Zwei Verhandlungstage, die für seine Einlassung reserviert waren, mussten deshalb gestrichen werden. Weiter geht es in dem Prozess am 9. August mit der Vernehmung des ersten Sprengstoff-Sachverständigen. 19 Verhandlungstage sind angesetzt, ein Urteil wird am 11. Oktober erwartet.

    Nach den Ermittlungen gesichert ist, dass sich Yamen A. das Know-how zum Bau einer Bombe im Internet verschaffte – über mutmaßliche dem IS ergebene Chat-Partner bei Facebook oder Telegram. Er sah Video-Anleitungen zum Bau eines Zünders, eines Fernauslösers via Handy und zur Herstellung einer Splitterbombe mit dem Sprengstoff Triacetontriperoxid (TATP). Praktisch alle Chemikalien und Komponenten beschaffte sich Yamen A. bei Internet-Versandhäusern: Batteriesäure, Wasserstoffperoxid, Oxydator-Lösung, eine Minilichterkette, wobei die Glühbirnen bei der Zündung eingesetzt werden sollten. Aus Nagellackentferner gewann er Aceton. Mindestens fünf Versuche, den Sprengstoff herzustellen, scheiterten. Fast alle Bauteile und Chemikalien konnten aber in seiner Wohnung in einer Schweriner Plattenbausiedlung sichergestellt werden.