Berlin. Der Sieg von Donald Trump bei der US-Präsidentenwahl 2016 hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nach Worten eines Beraters von Ex-Präsident Barack Obama darin bestärkt, erneut zu kandidieren. Das habe Merkel beim letzten Treffen mit Obama als Präsident gesagt, schrieb der langjährige Obama-Berater Benjamin J. Rhodes in seinen Memoiren, aus denen die „New York Times“ am Donnerstag vorab in Auszügen zitierte.
Es sei Merkel bei ihrer Entscheidung darum gegangen, eine „liberale internationale Ordnung zu verteidigen“, schreibt Rhodes. Bei diesem „letzten“ Abschied von Obama habe die Kanzlerin „eine einzelne Träne im Auge“ gehabt. „Sie ist ganz allein“, erinnert sich Rhodes an Obamas Worte. Früher hatte Obama sie auch mal als „hart“, „tough“ und „zäh“ gelobt.
Wenige Tage nach dem Abschiedsbesuch Obamas in Berlin erklärte Merkel dann offiziell, dass sie für eine vierte Amtszeit als Kanzlerin antreten werde. Sie habe seit dem Sommer 2016 jeden Tag darüber nachgedacht, sagte sie damals. Die internationale Stimmung, dass sie nach der Wahl Trumps die letzte Verfechterin liberaler Werte sei, dürfte enormen Druck auf sie ausgeübt haben. Doch Merkel mahnte: Keiner kann die Welt alleine retten.
Merkel hatte Obama am 17. November 2016 zu einem Abschiedsbesuch in Berlin empfangen. Da lag der Wahlsieg Trumps, der viele in der westlichen Welt erschütterte, gerade neun Tage zurück. Obama war laut Rhodes von Trumps Erfolg überrascht und geschockt. Er habe einen Artikel gelesen, in dem behauptet wurde, Liberale wie er hätten eine entleerte kosmopolitische Globalisierung gepredigt, von der sich viele Menschen abgehängt fühlten. Obama sei von Selbstzweifeln geplagt gewesen: „Und wenn wir uns geirrt haben?“