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SPD wählt ihre neue Chefin – Sieben Fakten zum Parteivorsitz

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Walter Bau
Simone Lange: Das muss man über die Nahles-Herausforderin wissen

Simone Lange: Das muss man über die Nahles-Herausforderin wissen

Simone Lange: Wer ist die Frau, mit Andrea Nahles um den SPD-Vorsitz konkurriert? Reporterin Johanna Rüdiger traf Lange zum Interview – und fragte sie, wie es sich anfühlt, wenn nicht mal der SPD-Generalsekretär einen kennt.

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An diesem Sonntag geht es bei der SPD um den Chefposten. Er gilt als Schleudersitz. Ein Blick in die Geschichte zeigt, warum das so ist.

Berlin.  Andrea Nahles gegen Simone Lange. Damit ist klar: Wenn die SPD an diesem Sonntag eine neue Parteispitze wählt, wird erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik eine Frau die Sozialdemokraten anführen.

Die Liste der SPD-Chefs ist eine Geschichte großer Triumphe und bitterer Niederlagen. Lesen Sie hier sieben wichtige Fakten zu bisherigen Parteichefs der SPD nach 1945 – aufgehängt an Zitaten, die in Erinnerung bleiben.

1. Willy Brandt: „Es hat keinen Sinn, eine Mehrheit für die Sozialdemokraten zu erringen, wenn der Preis dafür ist, kein Sozialdemokrat mehr zu sein.“ Willy Brandt war der erste, der nach 1945 eine Mehrheit für die SPD holte und sie zur Regierungspartei machte. Keiner führte die SPD so lange wie Brandt, von 1964 bis 1987. Bis heute gilt Brandt für viele Genossen als Inbegriff sozialdemokratischer Politik.

In die Fresse: Andrea Nahles ist die neue starke Frau an der SPD-Spitze
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2. Rudolf Scharping: „Man kann in der SPD viel erleben.“ Scharping weiß wovon er spricht. Als junger Genosse wurde ein Parteiordnungsverfahren gegen ihn eröffnet – er hatte Flugblätter gegen den Kauf von Starfighter-Jets für die Bundeswehr verteilt. 1995 wurde er SPD-Chef – um auf dem legendären Mannheimer Parteitag im Mai 2001 von Oskar Lafontaine gestürzt zu werden.

3. Oskar Lafontaine: „Nur eine Partei, deren Führung zeigt, dass sie zusammenarbeiten kann, gewinnt Vertrauen in der Wählerschaft.“ Der Saarländer, SPD-Chef von 1995 bis 1999, hielt Gerhard Schröder auf dessen Weg zum Wahlsieg 1998 den Rücken frei. Nach einem Jahr rot-grüner Regierung hatte Lafontaine genug von der Zusammenarbeit – und warf bei Nacht und Nebel den Vorsitz hin. Er ging heutigen Linkspartei und widmete sich fortan vor allem einer Aufgabe – der SPD zu schaden.

Mehr Basis, weniger Basta: Wie sich die SPD erneuern will
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4. Gerhard Schröder: „Sie werden sich vorstellen können, dass ich das Amt, das ich gerne ausgeführt habe, ungern aufgebe.“ Nun ja, so richtig vorstellen konnten sich das viele nicht, was Schröder in seiner Rücktrittserklärung 2004 mitteilte. Schröder hatte den SPD-Vorsitz nach Lafontaines Flucht 1999 nur notgedrungen übernommen. Der Job war nicht sein Ding, zumal er auch in der eigenen Partei wegen seiner Agenda-Politik immer mehr in Bedrängnis geriet. Nach fünf Jahren trat Schröder als Parteichef ab. Ein Jahr später war er auch als Kanzler am Ende.

5. Sigmar Gabriel: „Ich bin mit aller Leidenschaft Vorsitzender der SPD.“ So sagte es Gabriel in einem Interview im März 2017 mit dem „Stern“ – um nur ein paar Zeilen weiter zu erklären, warum er nicht mehr Parteichef sein will. Gabriel trat nach acht Jahre an der SPD-Spitze ab – und machte Platz für Martin Schulz, weil der bessere Chancen als Herausforderer von Angela Merkel habe. So kann man sich irren.

6. Martin Schulz: „Ich war ein glückloser Parteiführer. Ich bin der ideale Sündenbock für alles, was die Partei seit Jahren falsch gemacht hat.“ Kein SPD-Chef hat solch eine Achterbahnfahrt hingelegt wie Schulz. Mit 100 Prozent der Delegiertenstimmen ins Amt gewählt; das Hoch in den Umfragen; der steile Absturz; das Desaster bei der Wahl 2017; der unrühmliche Abgang als Vorsitzender. Schulz scheiterte auf der ganzen Linie.

7. Franz Müntefering: „Das schönste Amt neben Papst.“ So beschrieb der Sauerländer und Katholik den Job an der Parteispitze. Er selbst war gleich zweimal SPD-Chef. Von seiner ersten Amtszeit trat er im Herbst 2005 zurück, als er seinen Kandidaten für den Posten des Generalsekretärs nicht durchsetzen konnte. Seine damalige Gegenspielerin: Andrea Nahles.