AfD-Politikerin

Tweets zu Amokfahrt: CSU fordert von Storch zu Rücktritt auf

| Lesedauer: 5 Minuten
Benjamin Köhler
Keine Hinweise auf politisches Motiv nach Amokfahrt von Münster

Keine Hinweise auf politisches Motiv nach Amokfahrt von Münster

Nach der tödlichen Amokfahrt eines 48-jährigen Deutschen mit einem Campingbus im nordrhein-westfälischen Münster haben die Ermittler "keine Hinweise auf einen politischen Hintergrund" der Tat. ...

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Die Amokfahrt in Münster war wohl kein Terroranschlag. Trotzdem nutzt Beatrix von Storch die Tat, um zu hetzen. Das entsetzte viele.

Münster/Berlin.  Als am Samstag in Münster ein Auto in eine Menschenmenge raste, wusste man lange nichts über den Fahrer. Weder über seine Nationalität, noch über sein Motiv.

Dennoch ließ sich die AfD-Politikerin Beatrix von Storch nicht davon abhalten, auf Twitter einen Tweet zu versenden, der die Amokfahrt von Münster mit mindestens drei Toten in die Nähe des islamistischen Terrors rückte.

„WIR SCHAFFEN DAS!“, hieß es am Samstag um 16.39 Uhr, nur wenige Minuten nach der Tat, auf ihrem Twitter-Account. Und als hätten die Großbuchstaben noch nicht gereicht, setzte sie noch ein fluchendes Emoji dazu – mit rotem Kopf.

Beatrix von Storch entschuldigt sich nicht – im Gegenteil

Dass von Storch Angela Merkels wohl symbolträchtigsten Satz mit der Tat in Verbindung brachte, während zu dieser Zeit noch viele Verletzte um ihr Leben kämpften, wirkt zynisch. Doch es war zu erwarten gewesen, dass die AfD Taten wie die in Münster instrumentalisiert, um zu hetzen.

Dabei ist es von Storch offenbar auch egal, dass es kein Flüchtling oder Migrant war, der einen VW-Bus in eine Menschengruppe gesteuert hatte. Sondern dass es ein 48 Jahre alter, offenbar psychisch kranker Mann aus dem Sauerland war, der zwei Menschen tötete und 20 weitere verletzte.

Als diese Informationen über den Täter bekannt werden, entschuldigt sich die AfD-Politikerin nicht. Im Gegenteil: Sie setzt weitere Tweets ab, um die Tat weiter für ihre Politik zu instrumentalisieren – frei nach dem Motto: aber es hätte auch ein Flüchtling sein können.

„Delete your account.“

„Und wenn sich ein deutscher Kranker als Täter herausstellt, dann konstatiere ich: auch von deutschen Mördern und Verrückten haben wir beileibe mehr als genug. Wir brauchen keinen einzigen dazu“, heißt es in einem weiteren Tweet von ihr.

In einem anderen schreibt sie weiter: „Entwarnung. Alles wird gut. Wir haben keine Probleme mit islamischen Terror und 700 Gefährdern. Alles aufgebauscht. Jeder Verdacht die pure Hetze. An den Haaren herbeigezogen. Weil es diesmal (wohl) ein kranker Deutscher war.“

Seehofer über Tat in Münster: "feiges und brutales Verbrechen"
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Auch wenn Tweets wie solche von AfD-Politikern kaum noch überraschen, reagierten viele Nutzer entsetzt. „Statt Empathie oder Mitgefühl zu zeigen oder wenigstens auf sichere Informationen zu warten, haben Sie sich ungefähr zum 20. Mal als menschenfeindliche, herablassende, gefühlslose Lebensversagerin geoutet“, schrieb ein Nutzer an von Storch gerichtet. Sein Tweet wurde tausendfach gelikt.

CSU fordert Rücktritt

Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul nannte es am Montag im Deutschlandfunk „unverantwortlich“ und „unsäglich“, wenn jemand, wie die AfD-Politikerin Beatrix von Storch, gleich nach der Tat vorschnell Schlüsse ziehe und Verdächtigungen äußere, ohne dass irgendetwas klar sei.

CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer forderte die AfD-Spitze auf, sich von von Storch zu distanzieren. Es sei nicht der erste Vorfall, wo es zu derart vorschnellen Schlussfolgerungen gekommen sei, die bewusst so formuliert worden seien, dass es sich um Grenzübertretungen handele, sagte Kramp-Karrenbauer in Berlin nach einer Sitzung des CDU-Präsidiums.

CSU-Generalsekretär Markus Blume fordert den Rücktritt der stellvertretenden AfD-Chefin im Bundestag. „Wenn Frau von Storch auch nur noch einen Funken Anstand und Verstand hat, soll sie ihr Mandat im Bundestag zurückgeben“, sagte Blume am Montag vor einer Sitzung des CSU-Vorstands in München.

Von Storch reagierte bereits darauf. „Bin ICH Mitglied einer „Regierung des Unrechtes“ – oder SIE ? Ich mag den Sinn für Humor der #CSU“, schrieb sie auf Twitter.

Aber nicht nur von Politikern kommt Kritik. „Hauptsache tote und verletzte Menschen für deine Dreckspropaganda ausnutzen“, heißt es da in einem Beitrag. „Genau das ist es. Die wünschen sich nichts lieber, als islamistisch motivierten Terroranschlag in Deutschland. Das ist für die das reinste Aphrodisiakum“, schreibt ein weiterer Nutzer. Dann fordert einer: „Delete your account.“

Kein Wort über Tat in Cottbus

Doch von Storch hat ihren Account nicht gelöscht. Sie setzte noch einen drauf. Als am Sonntag bekannt wurde, dass die Polizei einen Anschlag auf den Berliner Halbmarathon verhinderte, twitterte sie erneut. „WIR SCHAFFEN DAS.“ Wieder in Großbuchstaben und dem bekannten roten Kopf-Emoji.

Dazu schrieb sie: „Und plötzlich schweigt das Heer der Beschönigungsapologeten und Hyperventilierer. Da helfen aber sicher wieder Vokabeln wie „Instrumentalisieren“ oder „Hass“oder so. Go for it!) ALLE GEFÄHRDER IN HAFT! SOFORT!!“

Als am Freitag in Cottbus ein betrunkener Rechtsextremer in eine Menschenmenge raste und zwei Menschen verletzte, war es übrigens von Storch, die auf allen Kanälen schwieg.