Berlin. Der deutsche Rechtsextreme und mutmaßliche Betreiber des Online-Waffenshops „Migrantenschreck“, Mario Rönsch, ist in der ungarischen Hauptstadt Budapest gefasst worden. Das bestätigte die Berliner Staatsanwaltschaft am Mittwochmorgen über Twitter. Die Polizei durchsuchte dort Räume. Weitere Informationen gab es zunächst nicht, die Ermittler wollten sich später äußern.
Bereits Anfang Dezember 2016 hatte die Berliner Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen den mutmaßlichen Betreiber der Internetseite bestätigt. Ihm wurden verbotener Waffenhandel, Volksverhetzung, Bedrohung und Nötigung vorgeworfen. Bei Durchsuchungen bei mutmaßlichen Kunden der Webseite in mehreren Bundesländern soll die Polizei rund 40 Waffen gefunden haben.
Waffen gegen Flüchtlinge
Wie ARD, „Motherboard“ und „Süddeutsche Zeitung“ (SZ) nach gemeinsamen Recherchen berichten, soll Rönsch mit verbotenen Gaspistolen im Wert von mehr als 100.000 Euro gehandelt haben, um deutsche Bürger gegen Flüchtlinge zu bewaffnen. Nach seiner Flucht vor der deutschen Justiz im Jahr 2016 soll der Rechtsextreme von Ungarn aus den illegalen Waffenhandel betrieben haben.
Hunderte Deutsche hätten sich auf diesem Wege mit Schusswaffen eingedeckt. Die zuständige Berliner Staatsanwältin Susann Wettley nennt das Ausmaß der Waffenverkäufe in der SZ „erschreckend“. Rönsch habe mit seiner Botschaft „scheinbar unbescholtene Bürger“ erreicht.
Betreiber von Hetzseiten
Der Erfurter soll zudem mit „Anonymous.Kollektiv“ (AK) auf Facebook und „Anonymousnews.ru“ zwei der größten Hetzseiten im deutschsprachigen Internet betrieben haben. AK soll laut den Berichten mit rassistischen Posts und Verschwörungstheorien knapp zwei Millionen Likes gesammelt haben. Trotz der zahlreichen Beweise, die der Staatsanwaltschaft vorlagen, blieb Rönsch jahrelang unbehelligt.
Nach den Berichten schlug schließlich eine Spezialeinheit der ungarischen Polizei am frühen Mittwochmorgen in Budapest zu. Dabei waren demnach auch Berliner Kriminalpolizisten. Wann Rönsch von Ungarn nach Deutschland ausgeliefert werde, sei unklar. Den Berichten zufolge sollen die ungarischen Behörden Interesse an einer schnellen Überstellung an die deutsche Justiz geäußert haben. (br/dpa)