Der Angriff kam von hinten und ohne jede Ankündigung. Ein ihr unbekannter Mann schlug Jutta Ditfurth am vergangenen Freitag in einem ICE von Frankfurt nach Freiburg mit einem metallenen Schlagstock zweimal heftig auf den Hinterkopf. Die frühere Grünen-Politikerin erlitt eine Gehirnerschütterung, wie sie auf ihrer Facebookseite mitteilte.
Noch ist unklar, ob der Angriff auf Ditfurth, die derzeit für die Wählervereinigung "ÖkoLinX – Antirassistische Liste" in der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung sitzt, einen politischen Hintergrund hat. Klar ist jedoch, dass in Deutschland immer wieder Bürgermeister, Angeordnete und auch prominente Politiker zum Ziel von Attacken werden.
Nach einer Recherche der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" wurden 2016 bundesweit 1840 solcher Delikte registriert. Dazu zählen Beleidigungen, Sachbeschädigungen oder auch Körperverletzungen. Bei den Tätern handelt es sich besonders oft um Männer über 30 Jahren. Kaum ein Drittel solcher Straftaten wird laut Bundesinnenministerium auch aufgeklärt.
Ein besonders drastischer Fall eines politisch motivierten Angriffs war die Messerattacke auf die damalige Kölner Oberbürgermeisterkandidatin Henriette Reker. Die parteilose Politikerin wurde am 17. Oktober 2015, dem Tag vor der Wahl, an einem Informationsstand von einem 44-Jährigen mit einem Messer schwer verletzt. Der Täter hatte einen rechtsextremen Hintergrund. Als Grund für das Attentat nannte er Rekers Flüchtlingspolitik.
Ebenfalls Opfer eines Messerangriffs wurde der CDU-Bürgermeister des westfälischen Altena, Andreas Hollstein. Ein 56-Jähriger griff den Lokalpolitiker am 27. November 2017 vor einem Dönerimbiss mit einem 30 Zentimeter langen Küchenmesser an und verletzte Hollstein am Hals, Auch in diesem Fall soll der Tatverdächtige nach Angaben der Staatsanwaltschaft Hagen ein fremdenfeindliches Motiv gehabt haben. Nach Gerichtsangaben schrie der Mann Hollstein mit den Worten an: "Ich stech Dich ab! Du lässt mich verdursten und holst 200 Ausländer in die Stadt."
Noch nicht abschließend geklärt sind die Brandanschläge auf Fahrzeuge der SPD-Bundestagsabgeordneten Michelle Müntefering in Herne am 22. August 2017. Dort sollen zwei schwarz gekleidete Männer mit Sturmhauben ein Privat- und ein SPD-Wahlkampfauto vor dem Haus der Politikerin angezündet haben. Das Abfackeln von Autos ist keine Seltenheit. In Berlin-Neukölln ging Anfang 2018 das Auto des Linken-Politikers Ferat Kocak in Flammen auf. Als Täter werden Neonazis vermutet. Auch der Berliner AfD-Vorsitzende Georg Pazderski wurde in Berlin schon zur Zielscheibe. Anfang Oktober 2017 warfen unbekannte Täter mit Farbe gefüllte Flaschen auf des Haus des Politikers in Berlin-Rahnsdorf und beschädigten sein davor geparktes Auto.
Weniger um Einschüchterung, als um öffentliche Demütigung geht es bei Torten-Attacken auf Politiker. Beim Parteitag der Linkspartei im Mai 2016 in Magdeburg warf ein Aktivist der Fraktionsvorsitzenden Sahra Wagenknecht eine Torte ins Gesicht. "Getortet" wurde auch die Berliner AfD-Politikerin Beatrix von Storch - und zwar gleich zwei Mal. Im Februar 2016 drückte in Kassel ein als Clown verkleideter Mann der Politikerin einen Kuchen ins Gesicht, im November 2016 bewarf eine Studentin von Storch bei einer Wahlkampfveranstaltung in Kiel mit einer Torte und ging dafür lieber zwei Wochen ins Gefängnis, als eine Geldstrafe von 150 Euro zu zahlen.
Attacke auf von Storch: Täterin wählt Haft statt Geldstrafe
Wie es die Torte auf die politische Bühne schaffte
Messerattacke – Bürgermeister von Altena bei „Maischberger“