Berlin . Die Last mit den Flüchtlingen hat sich in Berlin auf Bezirke und Jobcenter verlagert
In Berlin können die Behördenmitarbeiter die neu ankommenden Flüchtlinge zwar nicht wirklich persönlich per Handschlag begrüßen. Aber die Zeiten sind vorbei, wo sich die Migranten zu Hunderten vor dem Landesamt in Moabit drängten und die Bilder aus Berlin zum Synonym einer überforderten Verwaltung wurden. In den vergangenen Monaten kamen stets etwa 20 bis 25 Menschen am Tag.
Inzwischen steht die Infrastruktur in der Stadt. In Tempelhof empfängt ein Aufnahmezentrum die neuen Asylsuchenden. Plätze in Unterkünften gibt es genügend. In den 101 Heimen, die die Stadt selbst oder freie Träger in ihrem Auftrag betreiben, stehen etwa 10.000 Betten leer. Sukzessive ist die Sozialverwaltung dabei, Notunterkünfte, die wenig Privatsphäre bieten, zu schließen.
Insgesamt kamen in Berlin im vergangenen Jahr 8285 neue Flüchtlinge an, die über das bundesweite Verteilsystem Easy dem Land zugewiesen wurden. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) hat allerdings 9369 neue Asylanträge für Berlin gezählt. Die Differenz erklärt eine Sprecherin der Bundesbehörde mit der zeitlichen Verzögerung, die immer noch entsteht, wenn Menschen registriert und gegebenenfalls einem anderem Bundesland zugewiesen werden, wo sie erst einen offiziellen Asylantrag abgeben.
In jedem Fall hat sich in Berlin die Lage für die Neuankömmlinge beruhigt. Im Jahr 2016 waren noch fast doppelt so viele Neuankömmlinge gezählt worden, im Krisenjahr 2015 waren es aber 55.000.
Der Zuzug ist also einigermaßen unter Kontrolle in Berlin. Die Lasten verschieben sich jedoch, je mehr Menschen das Asylverfahren durchlaufen und einen Aufenthaltsstatus erlangt haben, sei es als anerkannte Asylbewerber, als Flüchtlinge mit subsidiärem Schutz oder auch als abgelehnte, die aber weiterhin in Deutschland leben dürfen, weil Abschiebungen nicht möglich sind.
Inzwischen ist diese Gruppe der „Statusgewandelten“ größer als die der eigentlichen Flüchtlinge. In Berlin zählte die Bundesagentur für Arbeit fast 26.000 Arbeitssuchende „im Kontext Fluchtmigration“, wie es im Behördenjargon heißt. Weiter wird unterschieden nach solchen Personen, die ab Oktober 2015 das erste Mal Leistungen der Jobcenter bezogen haben. Deren Zahl liegt etwas niedriger, ist aber wichtig, weil ab diesem Stichtag die Bundesregierung komplett die Wohnkosten übernimmt.
In Berlin ist die Zuständigkeit für die anerkannten Flüchtlinge auf die Bezirke sehr ungleich verteilt. Mitte muss sich um weit mehr als 6000 Menschen kümmern, dreimal mehr als andere Bezirke. Denn Mitte werden all jene zugeordnet, die den Januar als Geburtsmonat angeben. Das sind viele, weil der genaue Geburtstag oft unklar ist und dann stets der Januar angegeben wird.