Berlin/Schwerin. Die Festnahme eines terrorverdächtigen Syrers in Schwerin hat nach den Worten von Bundesinnenminister Thomas de Maizière einen „schweren Terroranschlag in Deutschland“ verhindert.
„Nach allem was wir wissen, erfolgte der Zugriff zum richtigen Zeitpunkt: spät genug, um Beweise zu sichern und gleichzeitig früh genug, um die Gefahr zuverlässig zu bannen“, erklärte de Maizière am Dienstag. Nach Informationen unserer Redaktion stellte der Verdächtige Yamen A. Anfang des Jahres 2016 einen Antrag auf Asyl beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF).
Alle Beteiligten hätten „hervorragende Arbeit“ geleistet, lobte Minister de Maizière weiter. „Mein Dank gilt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Verfassungsschutzes, der Kriminalpolizei, den Sonderpolizeieinheiten in Bund und Ländern sowie der Justiz, die sich Tag für Tag für unsere Sicherheit einsetzen.“
Gefährdungslage in Deutschland unverändert hoch
Die Gefährdungslage in Deutschland sei unverändert hoch. Angesichts der anhaltenden Bedrohung Europas durch islamistischen Terrorismus arbeiteten die Sicherheitsbehörden in Bund und Ländern, national und international eng und gut zusammen und handelten „wenn nötig entschlossen und konsequent“, betonte der Minister.
Spezialkräfte hatten am frühen Morgen in Schwerin einen 19-jährigen Syrer unter dem dringenden Verdacht der Vorbereitung eines islamistisch motivierten Sprengstoffanschlags festgenommen. In Schwerin und Hamburg wurden Wohnungen durchsucht. Die Ermittlungen hat die Bundesanwaltschaft übernommen.
Verdächtiger soll Bombenanschlag bereits vorbereitet haben
Der 19-jährige soll laut Bundesanwaltschaft in Karlsruhe seit Juli einen Bombenanschlag mit hochexplosivem Sprengstoff in Deutschland geplant und bereits konkret vorbereitet haben. Sein Ziel sei es gewesen, dabei möglichst viele Menschen zu töten und zu verletzen, teilte die Behörde weiter mit. Weitere Angaben zur Identität des Festgenommenen gab es zunächst nicht.
Spezialkräfte der Bundespolizei, des Bundeskriminalamtes und der Schweriner Landespolizei hätten den Verdächtigen gegen 6 Uhr morgens in einer Plattenbausiedlung in Schweriner Stadtteil Neu Zippendorf festgenommen. Dort seien insgesamt drei nahe beieinander gelegen Wohnung durchsucht worden. In den Wohnungen hielten sich nach Angaben des Polizeisprechers mehrere Personen auf. Weitere Menschen seien aber nicht festgenommen worden. Es bestehe keine akute Bedrohung für die Bevölkerung, betonte der Sprecher.
Hinweise auf Mitgliedschaft in Terrorgruppe haben die Ermittler nicht
Im Juli habe der Syrer mit der Beschaffung von Bauteilen und Chemikalien begonnen, die für die Herstellung eines Sprengsatzes benötigt werden. Ob er bereits ein konkretes Ziel für seinen Sprengstoffanschlag ins Auge gefasst hatte, war nach Angaben der Bundesanwaltschaft zunächst unklar. Hinweise auf eine Einbindung des Beschuldigten in eine terroristische Vereinigung hatte die Bundesanwaltschaft zunächst nicht.
Auf einer Pressekonferenz äußerte sich am Dienstagnachmittag die Sprecherin der Bundesanwaltschaft zu dem Fall. „Am 21. Oktober wurden Ermittlungen aufgenommen“, sagte Frauke Köhler. Der Verdächtige habe in sozialen Netzwerken nach Anleitungen zum Bombenbau recherchiert. Der 19-Jährige kaufte laut der Sprecherin Köhler zudem Funkgeräte, was darauf hindeute, dass die Zündung einer Bombe per Funk hätte erfolgen sollen.
Zudem habe der Verdächtige über die sozialen Medien Kontakt zu einer Person gehabt, die sich als „Soldat des Kalifats“ ausgegeben haben soll. Die bisherigen Erkenntnisse reichten aber nicht dazu aus, davon zu sprechen, dass der Verdächtige Mitglied in einer terroristischen Organisation sei.
Attentat in Berlin schwerster islamistischer Anschlag in Deutschland
Deutschland und andere europäische Länder wurden schon wiederholt Ziel islamistischer Anschläge. Den schwersten islamistischen Anschlag in Deutschland gab es am 19. Dezember 2016 in Berlin. Der Tunesier Anis Amri raste mit einem Lastwagen in einen Weihnachtsmarkt und tötete insgesamt zwölf Menschen.

Sprengstoff kam zum Einsatz, als sich im Juli 2016 im bayerischen Ansbach ein 27-jähriger syrischer Flüchtling auf einem Platz vor einem Musikfestival in die Luft sprengte. Der Attentäter starb, 15 Menschen wurden verletzt. Immer wieder gelingt es den Behörden aber auch, Verdächtige festzunehmen. So zuletzt am Mittwoch vergangener Woche in Berlin, wo ein 40-Jähriger, den die Ermittlungsbehörden der Islamistenszene zurechnen, festgenommen wurde. (dpa/cu)