Angebliche Hetz-Mail: AfD-Mann Alexander Gauland verteidigt Alice Weidel
Rassismus-Vorwurf
Wirbel um Hetz-Mail: Laschet warnt vor „rechtsradikaler“ AfD
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NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sieht in der AfD eine Gefahr für die Demokratie.
Foto: M. Popow / imago/Metodi Popow
AfD-Frau Alice Weidel ist in der Defensive wegen einer Hetz-Mail, die angeblich von ihr ist. Aus der Union kommen nun scharfe Töne.
Berlin.
AfD-Spitzenkandidat Alexander Gauland hat einen Medienbericht über eine rassistische und Demokratie-verachtende E-Mail, die angeblich von seiner Kollegin Alice Weidel stammt, scharf zurückgewiesen. „Diese E-Mail ist nicht ihre Sprache, passt gar nicht zu ihr“, sagte er der „Bild“-Zeitung. „Es ist der üble Versuch, die AfD um jeden Preis aus dem Bundestag zu halten.“ Gauland unterstellte „eine erbärmliche Kampagne, an der sich auch die Medien beteiligen“.
Die „Welt am Sonntag“ („WamS“) hatte von einer E-Mail vom 24. Februar 2013 berichtet. Darin heißt dem Bericht zufolge in Originalschreibweise: „Der Grund, warum wir von kulturfremden Voelkern wie Arabern, Sinti und Roma etc ueberschwemmt werden, ist die systematische Zerstoerung der buergerlichen Gesellschaft als moegliches Gegengewicht von Verfassungsfeinden, von denen wir regiert werden.“ Weidel hat über einen AfD-Sprecher bestritten, Autorin der Mail zu sein.
„Marionetten der Siegermaechte“
AfD-Sprecher Christian Lüth sagte auf dpa-Anfrage, Weidel habe ihm versichert, diese Mail stamme nicht von ihr. Es sei „eine Fälschung“. Der „Welt am Sonntag“ liegt aber eine eidesstattliche Versicherung des Empfängers, eines früheren Bekannten Weidels, vor. Auch andere Aussagen sprechen laut „Welt“ für die Echtheit der Mail. Sie stammten aus dem ehemaligen Bekanntenkreis von Alice Weidel in Frankfurt am Main, zu dem Banker, Kaufleute und Unternehmensberater gehörten.
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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Interview Alexander Gauland: Die kontroversesten Zitate des AfD-Spitzenkandidaten
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In dem Schreiben wird auch die Bundesregierung von Angela Merkel (CDU) verunglimpft: „Diese Schweine sind nichts anderes als Marionetten der Siegermaechte des 2. WK und haben die Aufgabe, das dt Volk klein zu halten indem molekulare Buergerkriege in den Ballungszentren durch Ueberfremdung induziert werden sollen“, zitiert das Blatt weiter. Ferner werde kritisiert, dass Deutschland nicht souverän und die Justiz bis hinauf zum Bundesverfassungsgericht korrumpiert sei.
Mail soll aus Zeit vor Mitgliedschaft stammen
Der Empfänger der Mail führte gegenüber der Zeitung zur Begründung für Weidels Urheberschaft an, dass sich die Betreffzeile der Mail auf ein Gespräch mit ihm beziehe, und sie diese wie üblich mit ihrem Spitznamen „Lille“ gezeichnet habe. Auch nach dpa-Informationen war „Lille“ früher ein Spitzname Weidels.
Zu der Zeit, aus der die Mail angeblich stammt, soll Weidel nach Angaben der Zeitung noch nicht Parteimitglied gewesen sein. Sie habe damals aber begonnen, sich im AfD-Vorläufer „Wahlalternative 2013“ zu engagieren, schreibt die „WamS“.
Scharfe Kritik aus der Union
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat nach dem „Welt“-Bericht vor der AfD gewarnt. Wenn er lese, dass eine führende Person der AfD davon rede, „Marionetten der Siegermächte“ des Zweiten Weltkriegs seien an der Regierung, sei das ein „Skandal“, sagte Laschet am Sonntag bei einem CDU-Wahlkampfauftritt im westfälischen Delbrück.
„Nach 60 Jahren solchen Hass noch in die Bevölkerung zu streuen, das verdient eine klare Antwort: Das hat nichts mit konservativ zu tun, das sind Rechtsradikale – und die gehören nicht ins Parlament.“ Auch CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer kritisierte Weidel scharf. „Hinter der pseudo-bürgerlichen Fassade von Frau Weidel verbirgt sich die erschreckende Ideologie einer Reichsbürgerin“, sagte er der „Welt“. „Die AfD von Gauland, Höcke, Meuthen und Weidel ist in Wahrheit eine Lügenpartei, die die deutsche Staatsordnung ablehnt und bekämpft.“ (dpa/les)