Fernab von Mexiko will Donald Trump noch eine weitere Mauer bauen – in Irland. Sie soll drei Kilometer lang und fünf Meter hoch sein.
Berlin.
Tony Lowes kann sich noch erinnern, an den Moment vor zwei Jahren, als das Telefon in seinem Büro klingelte und er plötzlich mit Donald Trump verbunden war. „Er rief selbst an und wollte wissen, was unsere Meinung zu den Windkraftwerken ist, die hier vor der Küste entstehen sollten.“
Trump war damals, im Sommer 2014, noch kein Präsidentschaftskandidat, sondern ein Multimilliardär aus den USA, der gerade einen Golfplatz in irischen Ort Donbeeg gekauft hatte. „Das Telefongespräch war sehr freundlich“, sagt Tony Lowes, „es dauerte eine Viertelstunde und wir einigten uns, dass wir beide keine Windfarmen in dieser Region wollen – wenn auch aus unterschiedlichen Gründen.“ Tony Lowes ist Mitgründer der Umweltschutzorganisation „Freunde der irischen Umwelt“ und Trump hat schon länger nicht mehr angerufen.
18. Loch von Trumps Golfplatz wurde vom Meer überflutet
Dabei bestünde genug Redebedarf, denn kurz nach diesem Anruf begann Donald Trump an eben dieser Küste von Doonbeg einige große Felsblöcke in die Erde zu rammen. Durch den steigenden Wasserspiegel spült bei Flut teilweise so viel Wasser an Land, dass das 18. Loch des Golfplatzes schon einmal komplett unter Wasser stand.
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
Hinter den Kulissen der Politik - meinungsstark, exklusiv, relevant.
Der Platz am Doughmore Beach musste renoviert werden und Trump will jetzt zum Schutz eine Mauer errichten: vier bis fünf Meter hoch soll sie sein und 2,8 Kilometer lang. Die Felsblöcke, die am Ufer von Doonbeg versenkt wurden, waren erst der Anfang – allerdings einer, der nicht genehmigt wurde. Das brachte ihm schon den ersten Unmut der irischen Behörden ein. Der Plan für die Mauer war zunächst auf Eis gelegt.
Fall zeigt, dass Trump Klimawandel doch ernst nimmt
Doch in diesem Fall aus Irland steckt viel mehr als eine zufällige Ähnlichkeit zu dem Projekt der Mauer an der mexikanischen US-Grenze, mit der Donald Trump in den USA seinen Wahlkampf bestritt – und die er jetzt ebenfalls bauen will, nicht drei, sondern 3000 Kilometer lang.
Zum einen zeigt der Fall in Irland, wie ernst er den Klimawandel doch nimmt. Experten, wie der irische Meeresbiologe Robert Devoy, sagen für diesen Teil der irischen Küste einen Anstieg des Meerwassers von bis zu einem Meter voraus in den nächsten Jahren und begründen das mit dem Klimawandel. Der Bau einer Mauer wäre damit ein Eingeständnis dieses Phänomens, das er noch kürzlich „eine Erfindung der Chinesen“ genannt habe.
Trump-Sieg wurde im Ort bejubelt
Eine weitere Besonderheit: Die Bürger des Ortes sind zu über 90 Prozent auf Seiten Trumps. In der örtlichen Kneipe „Tubridy‘s“ wurde der Sieg von Trump sogar gefeiert. „Meine Familie lebt seit 1777 in diesem Ort“, sagt Tommy Tubridy, „und so bedroht wie jetzt durch das Wasser war unser Ort noch nie.“ Er malt manchmal heute noch auf den Schaum der Biergläser statt eines Kleeblatts das Wort: Trump.
„Das Meerwasser würde eine Insel aus unserem Ort machen, Trumps Mauer ist die einzige Lösung.“ Er meint damit auch den Effekt auf die lokale Wirtschaft, schließlich entstanden auf dem Golfplatz und im Hotel gesamt 250 Arbeitsplätze. „Wenn sich Trump hier zurückzieht, wäre das eine Katastrophe.“
Mauer schützt nicht den ganzen Ort
Doch Umweltverbände sehen das anders und riefen im Sommer dieses Jahres zu einer Petition auf: Unter dem Hashtag #NatureTrumpsWalls sammelten die „Freunde der irischen Umwelt“ zusammen mit der US-amerikanischen Organisation „Save the waves“ Unterschriften gegen die Mauer. „Die Mauer macht die sich ständig verändernden Dünen kaputt“, sagt Tony Lowes, „die hier für einen natürlichen Damm sorgen.“
Außerdem werden durch die Mauer nur die Anrainer des Golfplatzes geschützt. Links und rechts der fast drei Kilometer langen Mauer könnten Häuser von Anwohnern dann versinken. „Und dann ist da noch die zwei Millimeter große Schneckenart „vertigo angustio“, die äußerst selten vorkomme – aber eben genau am Strand von Doonbeg. Lowes: „Die Mauer würde deren Lebensraum zerstören.“
Auch Aufregung um Trumps Golfplätze in Schottland
Die Frage bleibt zudem, ob er als Präsident der Vereinigten Staaten die Gemeinde von Doonbeg mehr einschüchtern könnte, als als Privatmann. Das Vermischen von privaten Interessen im Zusammenhang mit seinen Golfplätzen und lokaler Politik hat zudem bereits im benachbarten Großbritannien für Aufregung gesorgt.
In Schottland hat der zukünftige US-Präsident Trump zwei Golfplätze, einen an der Ost- und einen an der Westküste. Beide haben laut „New York Times“ finanzielle Probleme. Der Ausbau des Golfclubs an der Ostküste hat Umweltaktivisten auf den Plan gerufen – und bei dem an der Westküste gab es Ärger, weil Trump versuchte, elf Windkraftwerke an der Küste zu verhindern. Sie seien „zu hässlich“, hatte Trump argumentiert und angekündigt den Golfkurs zu schließen, wenn die Windfarm komme. Vor rund einem Jahr wurde sein letzter Versuch, die Windräder zu blockieren, von einem Gericht abgewiesen. Noch hat er die Golfplätze nicht verkauft.
T-Shirts und Unterschriften gegen Trumps Mauer
Der Kneipenwirt Tommy Tubidry spielt selbst gern Golf. Die Clubmitgliedschaft sei zwar teurer geworden, seit dem Kauf durch die „Trump International Golf Links“. „Aber ich bin noch Mitglied.“ Er hofft, dass die Gemeinde sich bald entscheidet. „Auch dieser seltenen Schnecke wird die Mauer doch helfen“, ist er überzeugt. „Die Mauer wird uns alle beschützen.“
Das Telefon des Umweltaktivisten Tony Lowes klingelt jetzt wieder häufiger. Medien aus der ganzen Welt berichten über diese drei Kilometer Schutzwall gegen die irischen Wellen. „Unser Kampf wird sich noch hinziehen“, sagt er. Sie wollen jetzt T-Shirts drucken und hoffen auf noch mehr als die aktuellen 105.000 Unterschriften. Eigentlich sollte Trump seinen Antrag bis Ende dieses Jahres umarbeiten und ergänzen. „Wir gehen davon aus, dass er im kommenden Jahr einfach einen neuen Antrag stellen wird – dann ist er als Präsident vereidigt.“