Ex-Bürgermeister Bloomberg nennt Trump einen Betrüger
US-Wahlkampf
Ex-Bürgermeister Bloomberg nennt Trump einen Betrüger
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Dirk Hautkapp
Ging beim Parteitag der Demokraten in Philadelphia hart mit Donald Trump ins Gericht: der frühere Bürgermeister von New York, Michael Bloomberg.
Foto: GARY CAMERON / REUTERS
Milliardär schießt gegen Milliardär: Der New Yorker Medien-Unternehmer Michael Bloomberg hat Donald Trump als „Hochstapler“ kritisiert.
Philadelphia.
New Yorker halten zusammen. New Yorker Milliardäre besonders. Man kennt sich, man tut sich nichts. Michael Bloomberg, Medien-Mogul und jahrelang Bürgermeister der Millionen-Metropole, hat das ungeschriebene Gesetz jetzt gebrochen. Seine Rede beim Demokraten-Parteitag in Philadelphia zugunsten von Hillary Clinton war eine Abrissbirne in Worten.
Vom Sockel geholt wurde der für die Republikaner kandidierende Bau-Unternehmer Donald Trump. Der Mann, der Amerika als Präsident „wieder groß machen will“. Und die Berechtigung dazu aus seinem „unglaublichen geschäftlichen Erfolg“ ableitet. Bloomberg machte es sich zur Aufgabe, die Legende zu zerstören. „Das Reichste an Trump“, sagte der auf 47 Milliarden Dollar taxierte Chef des gleichnamigen Finanzdienstleisters unter großem Beifall, „ist seine Scheinheiligkeit.“ Trumps Karriere sei eine „gut dokumentierte Abfolge von Pleiten, Tausenden Gerichtsverfahren, wütenden Aktionären, Vertragspartnern, die sich betrogen und desillusionierten Kunden, die sich abgezockt fühlen“.
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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Ex-CIA-Chef Panetta: Trump ist Risiko für nationale Sicherheit
Trumps Wirtschaftskonzepte für Amerika seien auf Sand gebaut. Die Ankündigung, Firmen zu bestrafen, die ihre Fabriken nach Mexiko und China übersiedeln, sei verlogen – „weil Trump seine Waren in Übersee in Billiglohn-Ländern produziert“. Dass Trump Amerikas Arbeitern die Rückkehr in Lohn und Brot verspricht, kollidiere damit, dass der Immobilien-Tycoon mit dem Visa-System „Spielchen spielt“, um befristet Billig-Löhner einstellen zu können. Bloomberg spitz: „Ich bin ein New Yorker. Und New Yorker erkennen einen Hochstapler, wenn sie ihn vor sich haben.“
Mit seinem Frontalangriff reihte sich Bloomberg ein in die prominente Liste derer, die am Mittwochabend in Zweifel zogen, dass Donald Trump die Befähigung zum höchsten Staatsamt besitzt. Der frühere Verteidigungsminister und Ex-CIA-Chef Leon Panetta nannte den Kandidaten ein Risiko für die „nationale Sicherheit“. Vize-Präsident Joe Biden bezeichnete Trump als „vollkommen ahnungslos“, wenn es um die Belange der Mittelschicht geht.
Präsident Obama schließlich, der in seiner Rede den Staffelstab an Clinton weitergab, sie über den grünen Klee pries und später auf der Bühne innig umarmte, warf Trump völlige Inhaltsleere vor. „Er hat nur Slogans anzubieten. Und Angst.“ Trumps Untergangs-Szenario für die Vereinigten Staaten wies der sein Vermächtnis bei Clinton in guten Händen wissende Amtsinhaber zurück. „Amerika ist bereits groß. Amerika ist bereits stark. Und ich verspreche euch, unsere Stärke und unsere Größe ist nicht von Donald Trump abhängig.“
Trump als „gefährlicher Demagoge“
Niemand aber ging so weit in seiner Kritik an Trump wie Michael Bloomberg. „Er würde es kleinen Unternehmen schwerer machen, im Wettbewerb zu bestehen. Er würde der Wirtschafts großen Schaden zufügen und die Pensionsrücklagen von Millionen Amerikanern gefährden. Er würde die Schulden und die Arbeitslosigkeit in die Höhe treiben, unseren Einfluss in der Welt schwächen und unsere Städte unsicherer machen.“ Kurzum: Für Bloomberg ist Trump eine „risikoreiche, rücksichtslose und radikale Wahl“, die sich das Land nicht erlauben könne. „Das ist kein Reality-TV“, rief Bloomberg in Anspielung auf Trumps zwischenzeitliche Fernseh-Karriere in der Show „The Apprentice“, „das ist die Realität.“ Dass Trump Amerika zu führen gedenkt „wie seine Unternehmen“, lässt ihn schwindeln. „Gott stehe uns bei.“
Bloomberg verhehlte nicht, dass Clinton keine „fehlerlose“ Kandidatin sei und „ihre Mängel“ habe. Aber in der Abwägung sei sie die einzige geeignete Person, die den „gefährlichen Demagogen“ besiegen könne. Der ehemalige Republikaner Bloomberg appellierte gesondert an die Millionen parteipolitisch ungebundenen Wähler, am 8. November eine „vernünftige, kompetente Person mit internationaler Erfahrung“ zu wählen, einen „Einiger, der reif genug ist, um nach Rat zu fragen, Konsens zu bilden und zu erkennen, dass wir alle etwas beizutragen haben“.