Eine Gruppe von Roma hat am Donnerstagnachmittag den Hamburger Michel besetzt. Sie fordert nach eigenen Angaben einen sofortigen Abschiebestopp in Balkanländer sowie ein Bleiberecht für ihre Familien. Vom Turm der Kirche hängt ein Transparent mit der Aufschrift „Alle bleiben!“ herunter. Wieviele Roma sich im Michel aufhalten, war zunächst unklar. Hauptpastor Alexander Röder verhandelte mit den Besetzern.
„Wir werden den Michel so lange besetzen, bis wir unser Ziel erreicht haben“, erklärte Sprecherin Romana Schneider von der Gruppe „Romano Jekipe Ano Hamburg“. Über 20 Roma-Familien hätten von der Ausländerbehörde einen Bescheid für ihre Abschiebung nach Serbien, Mazedonien, Bosnien-Herzegowina und in den Kosovo innerhalb der nächsten Woche bekommen. Die Kirchenbesetzung sei „das letzte Mittel“, um nicht in eine Situation von Verfolgung, Diskriminierung und Elend abgeschoben zu werden.
Angesichts der Geschichte von Verfolgung und Ermordung von Roma durch die Nationalsozialisten die Bundesrepublik „nicht so tun, als seien wir ein Problem, das sie loswerden muss“, sagte Schneider. Es dürfe keine Spaltung in „gute“ und „schlechte“ Flüchtlinge nach Herkunftsstaat geben. Fluchtgründe müssten wirklich geprüft und dürften nicht pauschal geleugnet werden.
Unterstützt wird die Gruppe unter anderem vom bundesweiten Netzwerk „alle bleiben!“, dem Flüchtlingsrat Hamburg, dem Hamburger Bündnis „Recht auf Stadt - never mind the papers!“ sowie Einzelpersonen.