US-Präsident Barack Obama steht nach Recherchen der „New York Times“ persönlich hinter einer Welle von Cyberangriffen auf den Iran. So soll Obama dem Zeitungsbericht vom Freitag zufolge die Attacke mit dem Stuxnet-Wurm befohlen haben, der in der iranischen Atomanlage Natans großen Schaden angerichtet habe. Die Regierung in Washington äußerte sich dazu nicht.
Die Angriffe mit Computer-Viren und anderen Schadprogrammen auf den Iran hätten schon unter Obamas Vorgänger George W. Bush begonnen, berichtete die „New York Times“. Die Geheimaktion mit dem Codenamen „Olympische Spiele“ sei der erste bekannte US-Cyberangriff, der sich gegen ein anderes Land richte. An der Entwicklung der Schadsoftware war den Angaben zufolge auch Israel beteiligt, das sich durch Irans Atomprogramm in seiner Existenz bedroht sieht.
Der Artikel beruht auf Auszügen aus dem Buch „Konfrontieren und Verbergen: Obamas geheime Kriege und sein überraschender Gebrauch der amerikanischen Macht“ des „NYT“-Journalisten David Sanger. Das Buch, für das Sanger über einen Zeitraum von 18 Monaten aktive und frühere Regierungsvertreter und Beamte aus den USA, Israel und Europa interviewte, erscheint in der kommenden Woche.
Obama trieb demnach das von seinem Vorgänger geerbte Programm nach seinem Amtsantritt im Januar 2009 entschieden voran. Auch nachdem die Existenz des Stuxnet-Wurms im Sommer 2010 öffentlich wurde, weil sich die Schadsoftware wegen eines Programmierfehlers über den Iran hinaus im Internet weltweit verbreitet hatte, hielt der Präsident an der digitalen Kriegsführung fest.
Laut „NYT“ griff eine Woche nach der Ausbreitung von Stuxnet in andere Länder eine neuere Variante des Schadprogramms die iranische Atomanlage Natans an. Dadurch seien dort vorübergehend fast tausend der 5000 Zentrifugen zur Urananreicherung lahmgelegt worden.
Experten vermuten seit langem, dass die USA und Israel hinter der Programmierung von Stuxnet stecken. Keines der Länder hat bisher jedoch eingeräumt, mit dem Computerwurm etwas zu tun zu haben. Laut „NYT“ wollen die USA mit ihren Cyberangriffen den Iran davon abhalten, Atomwaffen zu bauen, und einen angedrohten Präventivangriff von Israel auf den Iran verhindern. Gegen den Iran scheint sich auch der neue Computervirus Flame zu richten, vor dem russische IT-Experten vor wenigen Tagen warnten.
Pentagon-Sprecher John Kirby wollte den Bericht der Zeitung nicht kommentieren. Er sagte aber, Obama und Verteidigungsminister Leon Panetta seien sich einig, dass die USA ihre „Reichweite von Möglichkeiten“ im Cyberspace stetig prüfen und verbessern müssten.