Der Große Zapfenstreich für Ex-Bundespräsident Christian Wulff am Donnerstag wird mit nur wenig Prominenz aus der Bundespolitik über die Bühne gehen. Die Fraktionschefs im Bundestag wurden zu der Zeremonie im Park des Berliner Schlosses Bellevue nicht eingeladen, wie Sprecher mitteilten.
Auch das schwarz-gelbe Bundeskabinett wird nur gut zur Hälfte anwesend sein: Aus Termingründen abgesagt haben Hans-Peter Friedrich (CSU), Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP), Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU), Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) und Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP). Noch nicht sicher ist die Teilnahme von Außenminister Guido Westerwelle (FDP).
Zugesagt haben neben Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Vizekanzler und Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP), Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU), Agrarministerin Ilse Aigner (CSU), Umweltminister Norbert Röttgen (CDU), Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) und Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP). Auch Familienministerin Kristina Schröder (CDU) hat ihr Kommen fest eingeplant.
Viele Fraktionschefs wurden nicht eingeladen
CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt sagte am Dienstag, sie habe bislang keine Einladung bekommen. Dasselbe gilt demnach auch für ihre Koalitionskollegen Volker Kauder (CDU) und Rainer Brüderle (FDP). Auch bei den Fraktionschefs der Grünen, Renate Künast und Jürgen Trittin, ging nach Angaben eines Sprechers kein solches Schreiben ein.
Ebenso teilte die Linke mit, die Chefs von Partei und Fraktion würden nicht zum Zapfenstreich kommen. Bei der SPD hieß es in der Zeitung „Die Welt“ anders als zunächst geplant werde Fraktionsvize Joachim Poß nicht teilnehmen. Er sei ebenfalls nicht eingeladen worden.
Auch Wulffs Amtsvorgänger Walter Scheel, Richard von Weizsäcker, Roman Herzog und Horst Köhler wollen nach Medienberichten ebenfalls nicht an der Zeremonie teilnehmen. Mit dabei sein werden neben Seehofer aber auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und Verteidigungsminister Thomas de Maizière (beide CDU).
Seehofer lädt zum Empfang ins Schloss Bellevue
Vor dem Zapfenstreich lädt Seehofer, der als Bundesratspräsident das amtierende Staatsoberhaupt ist, zu dem Empfang ins Schloss Bellevue. Es werden laut Präsidialamt 200 Vertreter der Verfassungsorgane, der Bundeswehr, Mitglieder des Diplomatischen Korps sowie Familienangehörige und Wegbegleiter von Wulff erwartet.
Bei dem Zapfenstreich selbst werden auf Wunsch Wulffs vier Musikstücke gespielt. Es handelt sich dabei um den „Alexandermarsch“ von Andreas Leonhardt, den Song „Over the rainbow“ von Harold Arlen sowie das Kirchenlied „Da berühren sich Himmel und Erde“ von Christoph Lehmann und die Ode „An die Freude“ von Ludwig van Beethoven, wie das Bundespräsidialamt am Dienstag mitteilte.
CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe wies die Kritik am Zapfenstreich und den Privilegien für Wulff zurück. Ihm dürfe nicht abgesprochen werden, „was einem scheidenden Bundespräsidenten rechtlich und in bewährter Staatspraxis zusteht“, sagte er der „Saarbrücker Zeitung“. Politiker von SPD und Grünen hatten die Privilegien für den ehemaligen Bundespräsidenten wie Fahrer und ein Büro infrage gestellt und den Zapfenstreich kritisiert.
Hannelore Kraft fordert Wulff zum Verzicht auf
Die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin und stellvertretende SPD-Vorsitzende Hannelore Kraft hat Wulff aufgerufen, auf Ehrensold und Zapfenstreich zu verzichten. Damit könne er vieles von dem wiedergutmachen, „was er bisher angerichtet hat“, sagte Kraft der „Leipziger Volkszeitung“.
Für Wulff gelte wie für jeden Bürger bis zum Beweis des Gegenteils die Unschuldsvermutung, fügte Kraft mit Blick auf die laufenden Ermittlungen hinzu. „Aber ich wage mir nicht vorzustellen, was passiert, wenn es zu einer Verurteilung käme und wir dann einen Großen Zapfenstreich gehabt haben und Ehrensold leisten. Das wäre furchtbar.“