2010 endet als desaströses Jahr für die katholische Kirche. Grund sind Missbrauchsfälle und die Affäre um Bischof Mixa.

Ein schreckliches Jahr für die Kirche geht langsam zu Ende. Wahrscheinlich werden 2010 erstmals mehr Katholiken als Protestanten aus ihrer Kirche ausgetreten sein. Die sexuellen Missbrauchsfälle und die Affäre um den Augsburger Bischof Walter Mixa haben nach Informationen von Morgenpost Online den schon zuvor beobachteten Austrittstrend von 121.000 im Jahr 2008 auf fast 124.000 im Jahr 2009 beschleunigt.

Die bislang für 2010 vorliegenden Zahlen aus zehn der 27 katholischen Bistümer, lassen einen neuerlichen Rekord erwarten, der aber mit deutlich mehr als einem Drittel weit größer ausgefallen sein wird.

Die offiziellen Angaben der katholischen Seite werden zwar erst im kommenden Sommer vorliegen, aber es gibt Zahlen aus zehn Bistümern: Dort summieren sich die Austritte auf rund 65.000.

Aus den anderen Bistümern, darunter die großen Erzdiözesen Köln und München, sind noch keine Zahlen bekannt. Aber auch sie sind, wie Recherchen von "Welt Online" ergaben, voll in den Sog der Empörung über die Skandale des Jahres 2010 geraten.

Die meisten Austritte wurden von März bis Mai registriert worden, als die Empörung über die Missbrauchsfälle ihren Höhepunkt erreichte. In der Erzdiözese München-Freising erreichte die Austrittswelle Juni/Juli einen Höhepunkt. Inzwischen habe sich die Situation „normalisiert". Die Austrittszahl werde Ende des Jahres „vielleicht 20 Prozent höher“ sein als 2009.

Im Erzbistum Freiburg, dem der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, vorsteht, gab es im Frühjahr nach Angaben der kirchlichen Statistiker einen „Vorzieheffekt“. Inzwischen, so berichtete ein Sprecher des Erzbistums der Welt, sei die Zahl der Austritte „so niedrig wie seit Jahren nicht mehr“. Zurückgeführt wird dies auf „Dialog-Aktivitäten“.

Auf die Bischöfe wächst angesichts der Austrittszahlen der Druck, sich Reformen nicht in den Weg zu stellen. So sagte der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, in den Gemeinden sei Frustration wegen der Missbrauchsfälle weit verbreitet. Im Deutschlandradio Kultur warnte Glück vor einer Strömung in der Kirche, die es hinnehme, wenn nach der Austrittswelle nur die „Echt-Gläubigen“ blieben. Diese Haltung aber sei Verrat am Missionsauftrag.