Die Ländervergleichsstudie zeigt: Wenn man mit sozialer Gerechtigkeit statt mit Leistung argumentiert, wird die Reifeprüfung entwertet.

Wenn es um Bildung geht, ist Bayern nicht zu schlagen. Die Ländervergleichsstudie zeigt wie schon die früheren Pisa-Ergebnisse, dass Schüler in Süden mehr lernen als im Rest der Republik. Weit abgeschlagen sind dagegen Berlin und Bremen. Familien, die aus dem Norden in den Freistaat ziehen, erfahren oft schmerzhaft, wie groß diese Qualitätsunterschiede sind.

Natürlich zahlen die Bayern einen Preis für ihren Erfolg. Das Gymnasium hat hier noch einen elitären Anspruch. Viele Eltern leben im Dauerstress, weil ihre Sprösslinge Schwierigkeiten haben, die hohen Leistungsanforderungen zu erfüllen. Auch leiden im Freistaat mehr Kinder als anderswo unter Schulangst. Und deutlich weniger Pennäler als in anderen Bundesländern schaffen das Abitur.

Befindet sich das schulpolitisch konservative Bayern also auf einem Irrweg? Mitnichten. Die Erkenntnis, dass ein hoher Bildungsabschluss zwar kein Blut, aber durchaus Schweiß und Tränen erfordern kann, ist in Süddeutschland noch vorhanden.

Schwache Schüler kann man nicht zur Exzellenz zwingen

Kuschelpädagogik mag Eltern und Kindern kurzfristig attraktiver erscheinen als der bayerische Weg. Doch Bildung erfordert Leistungsbereitschaft und Selbstdisziplin. Beides lässt sich trainieren – wenn man entsprechend gefordert wird. Der Sieg Bayern zeigt, dass die frühe Aufteilung der Schüler auf Gymnasien, Real- und Hauptschulen keineswegs zu Lasten der Lernschwächeren geht: Der Freistaat erzielt in allen Schulzweigen bessere Ergebnisse.

Die Propagandisten des längeren gemeinsamen Lernens, die nicht nur in Hamburg und Berlin, sondern in vielen Ländern auf dem Vormarsch sind, argumentieren denn auch nicht mit der Leistung, sondern mit der „sozialen Gerechtigkeit“. Arbeiterkinder sollen bessere Chancen auf ein Abitur haben. Für dieses Ziel wird die Reifeprüfung immer mehr entwertet.

Weil man schwache Schüler nicht zur Exzellenz zwingen kann, werden Bildungsunterschiede eben auf niedrigerem Niveau nivelliert. Dies ist eine Sünde an den Kindern, die um ihre Zukunftschancen betrogen werden.