Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hat angekündigt, dass gegen die Verantwortlichen des israelischen Angriffs auf die Gaza-Hilfsflotte Strafanzeige gestellt wird.
„Wir werden das nicht auf sich beruhen lassen“, sagte Erdogan vor laufenden Fernsehkameras. Er begrüßte, dass mit der starken internationalen Reaktion auf den Angriff auch das Leid der Palästinenser im Gazastreifen wieder auf die Tagesordnung komme.
Ein erster Erfolg sei, dass Ägypten die Landgrenze zu dem Palästinensergebiet öffne. Erdogan kritisierte, dass Israel Kritik immer als Antisemitismus zurückweise. „Niemand glaubt das noch“, sagte Erdogan.
Neun Gaza-Aktivisten wurden laut Rechtsmedizinern erschossen
Die neun Aktivisten, die bei der israelischen Kommandoaktion gegen die internationale Hilfsflotte für den Gazastreifen ums Leben kamen, sind erschossen worden. Bei rechtsmedizinischen Untersuchungen der Leichen in Istanbul seien Schussverletzungen gefunden worden, berichtete die türkische Nachrichtenagentur Anadolu am Donnerstag. Auf eines der Opfer sei laut den Berichten der Gerichtsmediziner aus kurzer Distanz gefeuert worden. Weitere Erkenntnisse zu den Todesumständen erhofften sich die Experten von den ballistischen Untersuchungen, deren Ergebnisse in etwa einem Monat vorlägen.
Bei den neun Toten handelt es laut Anadolu um acht türkische Staatsbürger und einen türkischstämmigen US-Bürger; der türkische Nachrichtensender NTV hatte zuvor von neun toten Türken berichtet. Die islamische Hilfsorganisation IHH, die den Schiffskonvoi geleitet hatte, sprach zudem von drei Vermissten.
Alle deutschen Aktivisten haben Israel verlassen
Nach ihrer vorübergehenden Inhaftierung sind alle deutschen Aktivisten der Gaza-Flotte aus Israel ausgereist. Das Auswärtige Amt teilte in Berlin mit, die sechs Deutschen befänden sich in der Türkei. Die deutschen Vertretungen bemühten sich um einen direkten Kontakt zu den Aktivisten.
Über ihren Gesundheitszustand wurde zunächst nichts bekannt. In der Türkei waren am Donnerstag 466 Aktivisten angekommen, die meisten von ihnen Türken. An Bord der türkischen Flugzeuge waren auch neun Särge mit den Leichen der Menschen, die bei der israelischen Militäraktion gegen einen Schiffskonvoi mit Gütern für den Gazastreifen am Montag getötet worden waren.
Fünf Deutsche waren bereits zuvor freigekommen. Von den jetzt Ausgereisten hatten sich nach Angaben des Auswärtigen Amtes fünf in israelischem Gewahrsam und einer in einem Krankenhaus befunden.
Der israelische Einsatz, bei dem mehr als 680 Aktivisten aus 35 Ländern festgenommen wurden, löste international einen Sturm der Entrüstung aus. Mit der Blockade des Gazastreifens will Israel Waffenlieferungen an die radikal-islamische Hamas unterbinden, die in dem Palästinenser-Gebiet herrscht.