Vor dem Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag ist der Prozess gegen den früheren bosnischen Serbenführer Radovan Karadzic kurz nach dem Auftakt auf Dienstag vertagt worden. Der 64-Jährige boykottierte die Verhandlung und erschien nicht.
Er hatte dies bereits vorher angekündigt und damit begründet, er habe nicht genug Zeit zur Vorbereitung erhalten. Karadzic verteidigt sich selbst, einen Anwalt hat er nicht genommen. In einem Brief erklärte er, ihm hätten mindestens zwei Jahre Vorbereitungszeit zugestanden.
Die deutsche Staatsanwältin Hildegard Uertz-Retzlaff beantragte im Namen der Anklage, dass Karadzic das Recht entzogen wird, sich selbst zu verteidigen. Das Gericht müsse stattdessen einen Pflichtverteidiger für ihn bestellen. Karadzic versuche mit einer Blockadehaltung, den Prozess gegen ihn massiv zu behindern. Die dürfe nicht hingenommen werden.
Karadzic war im Juli 2008 nach fast 13-jähriger Flucht in Belgrad verhaftet und an den Gerichtshof in Den Haag ausgeliefert worden. Er hatte seitdem Zeit, sich auf den Prozess vorzubereiten.
Karadzic muss sich in elf Anklagepunkten wegen Völkermordes und Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Bosnien-Krieges verantworten. Die Anklage wirft ihm vor, einen Plan zur "ethnischen Säuberung“ von Teilen Bosnien-Herzegowinas entwickelt zu haben. Zu den Gräueltaten, die ihm zur Last gelegt werden, zählt das Massaker von Srebrenica, bei dem 1995 rund 8000 muslimische Männern und Jungen ermordet wurden.
Während seiner elfjährigen Flucht lebte er als Heilpraktiker unter falschem Namen in Serbien.
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