Die Zahl der Todesopfer bei den jüngsten Unruhen im Iran liegt möglicherweise deutlich höher als zehn. Die heftigsten Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften gab es in der Hauptstadt Teheran. Die USA verurteilten die “gewaltsame und ungerechte Unterdrückung von Zivilisten“.

Die USA haben die tödliche Gewalt bei den Protesten im Iran aufs Schärfste kritisiert. Washington verurteile „die gewaltsame und ungerechte Unterdrückung von Zivilisten im Iran, die ihre Grundrechte ausüben“, sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, Mike Hammer. „Durch Angst und Gewalt zu regieren ist niemals gerecht“, erklärte er weiter. „Es ist vielsagend, wenn Regierungen die Hoffnungen ihrer Bürger mehr fürchten als die Macht einer anderen Nation.“

Auch das französische Außenministeriums verurteilte die Gewalt von Sicherheitskräften gegen oppositionelle Demonstranten.

In der iranischen Hauptstadt Teheran war es am Sonntag zu den schwersten Zusammenstößen seit der Protestwelle gegen die Präsidentenwahl im Juni gekommen. Dabei wurden möglicherweise deutlich mehr Menschen getötet als angenommen. Nach Angaben des iranischen Staatsfernsehens starben mehr als 15 Menschen. Unter Berufung auf das Geheimdienstministerium meldete das Fernsehen am Montag, fünf der Toten seien „von Terrorgruppen“ getötet worden. „Mehr als zehn“ hätten „antirevolutionären Gruppen“ angehört.

Anderen Berichten zufolge soll im Fernsehen von lediglich acht Toten die Rede gewesen sein. Zuvor war von Seiten der Polizei und der Oppositionsbewegung von vier bis fünf Toten die Rede gewesen. Unter den Toten soll auch ein Neffe des Oppositionsführers Mir Hussein Mussawi sein.

Mit Sprechchören wie „Tod dem Diktator“ waren in Teheran mehrere tausend Anhänger der Oppositionsbewegung auf die Straße. Auf der Engelab-Straße gaben die staatlichen Einsatzkräfte zunächst Warnschüsse in die Luft ab und gingen mit Tränengas und Schlagstöcken gegen die Menschenmenge vor.

Schließlich hätten sie direkt auf Demonstranten geschossen, berichteten Augenzeugen und die dem Reformlager nahestehende Website Rah-e-Sabs. Die Polizei erklärte, sie habe keine Schusswaffen eingesetzt. Dutzende Beamte seien verletzt worden, mehr als 300 Demonstranten festgenommen worden.

Journalisten internationaler Medien war es verwehrt, über die Kundgebung zu berichten. Wie in der Vergangenheit bei ähnlichen Zusammenstößen wurde das Mobilfunknetz abgeschaltet, Internetleitungen waren gedrosselt.

Deutlich sichtbar war jedoch, dass über dem Zentrum von Teheran zeitweise schwarze Rauchwolken aufstiegen. Sirenen von Rettungswagen waren zu hören, Polizeihubschrauber kreisten über den Straßen.

Auch in anderen iranischen Städten soll es Ausschreitungen gegeben haben. In Tabris im Nordwesten des Landes sollen nach Berichten auf oppositionellen Internetseiten ebenfalls Demonstranten getötet worden sein.