Unmittelbar vor der dritten und letzten Debatte der Präsidentschaftskandidaten in den USA hat der Demokrat Barack Obama ein Rettungspaket für die strauchelnde amerikanische Mittelklasse vorgeschlagen. „Wir müssen den Menschen die Chance zum Luftholen geben, damit sie wieder auf die Füße kommen“, sagte Obama vor 3000 Anhängern während einer Wahlkampfveranstaltung in Ohio.
Das Paket ist der detaillierteste Vorschlag, den Obama bislang als Reaktion auf die Finanz- und Kreditkrise vorgelegt hat. Es umfasst mehrere kurzfristige Programme, die Arbeitslosen, Hausbesitzern, Autoherstellern und Kommunen über die sich abzeichnende Rezession hinweghelfen sollen.
Dazu zählen Steuergutschriften von 3000 Dollar für jeden neu geschaffenen Arbeitsplatz, Befreiung des Arbeitslosengeldes von der Einkommensteuer, ein 90-tägiges Moratorium für Zwangsversteigerungen von Privathäusern sowie die Ausweitung der staatlichen Garantien für Autohersteller auf 50 Milliarden Dollar.
Obamas Team bezifferte die Gesamtsumme des Rettungsplans auf 175 Milliarden Dollar – davon entfallen allein 60 Milliarden auf Obamas jüngste Vorschläge. „Ich behaupte nicht, dass es einfach werden wird“, sagte Obama. „George Bush hat ein tiefes Loch gegraben. Es wird eine Weile dauern, bis wir uns daraus befreit haben werden.“
Auch der Präsidentschaftskandidat der Republikaner und Senator von Arizona, John McCain, will bedrängten Hausbesitzern sowie kleinen und mittelständischen Unternehmen unter die Arme greifen, lehnt jedoch Steuererhöhungen strikt ab. Beide Kandidaten haben im Senat für den Rettungsplan der Regierung Bush gestimmt, der staatliche Hilfen in Höhe von 700 Milliarden Dollar vorsieht.
Obama hat seine Führung in den Meinungsumfragen weiter ausgebaut. Die „Washington Post“ und der Fernsehsender ABC ermittelten 53 Prozent für Obama und 43 Prozent für McCain. Die Umfragen zeigen, dass die Wirtschaftskrise und ihre Auswirkungen auf die Bürger andere Themen – vom Irak-Krieg bis zur Rassenfrage – deutlich in der Prioritätenliste der Wähler verdrängt haben.
Vor allem in den besonders gebeutelten Staaten im industriell geprägten Mittleren Westen – Minnesota, Michigan oder Wisconsin – konnte Obama seinen Vorsprung gegenüber McCain untermauern. In Michigan, wo Depression und Niedergang sich vor allem in der ehemaligen Autostadt Detroit manifestieren, kommt Obama den jüngsten Umfragen zufolge auf 54 Prozent der Wählerstimmen, McCain auf gerade einmal 38.
Vor der dritten und letzten TV-Debatte der beiden Kandidaten, die Mittwochabend an der Hofstra University in Hempstead im Bundesstaat New York stattfindet, hat sich der Ton verschärft. Die republikanische Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin verstieg sich zu einer Tirade gegen Obama, den sie, auf seinen unkonventionellen Lebenslauf anspielend, als unbekannte und verdächtige Größe bezeichnete.
Obama sei „kein Mann, der Amerika so sieht, wie Sie und ich Amerika sehen“. Die eigentlich auf Neutralität bedachte US-Nachrichtenagentur Associated Press bezeichnete Palins Einlassungen als „rassistisch angehaucht“. John McCain gab zu, „ein paar Prozentpunkte“ hinten zu liegen. „Aber wir sind weiterhin im Spiel.“
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