Berlin. Dieser Wahltag am 26. September wird eine Herausforderung – ohne Zweifel! Erst einmal für die Wähler. Sie müssen auf insgesamt fünf verschiedenen Stimmzetteln an der richtigen Stelle ihr Kreuz machen. Zwei Zettel für das Abgeordnetenhaus, ein Stimmzettel für die Bezirksverordnetenversammlung und ein Stimmzettel mit zwei Stimmen für den Bundestag. Hinzu kommt noch der Stimmzettel für die Volksinitiative zur Enteignung großer Wohnungsunternehmen.
Marzahn-Hellersdorf schließt Ämter am Montag nach der Wahl
Noch weitaus größer wird die Herausforderung für die vielen Tausend Wahlhelfer sein. Sie müssen nach Schließung der Wahllokale um 18 Uhr die Abertausenden von Stimmzetteln ordnungsgemäß auszählen. Das dürfte für viele ein langer Abend, wenn nicht gar eine lange Nacht werden.
Welcher Bürger möchte da am nächsten Morgen einem unausgeschlafenen Sachbearbeiter oder Beamten gegenübersitzen, dürfte sich wohl das Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf gedacht haben. Kurzerhand haben alle Dienststellen in Berlins östlichem Bezirk am Montag nach den Wahlen geschlossen.
Wartezeiten auf Termin beim Amt verlängern sich noch mehr
So schön diese fürsorgliche Maßnahme für die übernächtigten Mitarbeiter sein mag. Die Bürger, die schon jetzt über viel zu viele Wochen auf einen Termin beim Bürgeramt oder einer anderen Dienststelle warten müssen, wird dies ganz sicher nicht erfreuen.
Vor allem bleibt die Frage, warum diese Praxis nicht auch in anderen Berliner Bezirken angewandt wird? Auch hier sind fünf Stimmzettel pro Wahlberechtigten auszuzählen. Auch hier werden also viele Wahlhelfer nur eine kurze Nacht haben. „Aber bei uns sind doch viel mehr Mitarbeiter aus der Verwaltung als Wahlhelfer im Einsatz“, heißt es da aus dem Rathaus in Marzahn-Hellersdorf. Respekt für so viel Einsatzbereitschaft! Aber warum ist es dann offensichtlich in anderen Bezirken besser gelungen, mehr Wahlhelfer aus dem Kreis der Nichtbezirksamtsmitarbeiter zu gewinnen? Denn, wie gesagt, auch in Marzahn-Hellersdorf sind die Wartezeiten auf einen Termin beim Amt viel zu lang. Und verlängern sich durch diesen freien Montag noch einmal.
Vielleicht sollte das Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf vor den nächsten Wahlen ein wenig mehr Energie für die Gewinnung ehrenamtlicher Wahlhelfer aus der Bevölkerung aufwenden. Und vielleicht sollte sich der eine oder anderer Bürger doch noch dazu entschließen, am Wahlsonntag ehrenamtlich die Wahlen zu unterstützen. Damit er und viele andere am darauffolgenden Montag nicht vor verschlossenen Türen des Bezirksamts stehen.