Laut Statistik wurden 2020 in Berlin mehr Kinder misshandelt. Das sollte bei Diskussionen um Schulschließungen nicht vergessen werden.

Corona wirkt sich auch auf das Verbrechen aus. Das bestätigt die am Freitag vorgelegte Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) für Berlin. Die Pandemie und ihre Begleiterscheinungen – Homeoffice, verwaiste Einkaufsstraßen und geschlossene Grenzen – haben zu deutlichen Rückgängen bei Wohnungseinbrüchen, Taschen- und Autodiebstählen geführt. Und auch insgesamt gab es weniger Straftaten in Berlin. Ein Beleg für eine höhere Durchschlagskraft der Polizeiarbeit sind die Zahlen aber nicht. Weiterhin wird nicht einmal jede zweite Straftat aufgeklärt – und das, obwohl während der Lockdowns deutlich mehr personelle Kapazitäten frei waren. Viele hätten sich hier mehr erwartet als das magere Plus um 1,4 Prozentpunkte von 44,7 auf 46,1 Prozent.

Und auch darüber hinaus gibt es in der PKS Zahlen, die erschrecken: Mehr als 5000 Sexualstraftaten. Vor zehn Jahren waren es noch 2770. Ein trauriges Rekordhoch. Unter den Opfern sind zunehmend vor allem diejenigen, die sich am wenigsten wehren können. Beim sexuellen Missbrauch von Kindern und Schutzbefohlenen ist ein Plus von 9,5 Prozent auf 938 Fälle zu verzeichnen. Ähnlich verhält es sich bei der Kindesmisshandlung: Ein Plus von neun Prozent auf 411 Fälle. Und das Dunkelfeld wird deutlich höher sein.

Diese Zahlen sind in Teilen auch ein Produkt der Pandemie, in der aufgrund der Schulschließungen viele Familien auf engstem Raum zusammen hingen und keine Lehrkraft im Fernunterricht die blauen Flecken bemerkte. So hart es klingt: Manche Kinder dürfen nicht mit ihren Eltern alleine gelassen werden. Soziale Kontrolle ist wichtig. Dieser Umstand sollte bei jeder weiteren Diskussion um den Schulunterricht in Corona-Zeiten berücksichtigt werden. Eine Öffnung ist immer ein Risiko. Doch auch der Preis für die Schließung ist mitunter unendlich hoch.

Kriminalitätsstatistik Berlin - Lesen Sie hier die Berichte zu den Delikten im Detail: