Nun wird also auch das Sexkaufhaus an der Potsdamer Straße bald verschwinden. Damit setzt sich eine unaufhaltsame Entwicklung fort: Schon vor Jahren kamen die ersten Galerien, mit ihnen schicke Restaurants, teure Läden. Dann viele neue Wohnungen am Gleisdreieck-Park. Bald zieht der Musikkonzern Sony in ein neues Luxus-Quartier ein, andere Global Player haben sich ebenfalls als Mieter angekündigt.
Für die alteingesessenen Händler und die Bewohner bedeutet dies höhere Mieten. Die Angst vor Verdrängung geht um. Allerdings war es nur eine Frage der Zeit, bis finanzkräftige Investoren die Potsdamer Straße und den Kurfürstenkiez für sich entdecken. Die Lage ist bestens: Von hier aus ist es nur ein Katzensprung zum Kudamm und zum Potsdamer Platz.
Klar ist: Sollten die Neubaupläne des Käufer des Sexkaufhauses und des Gebäudes gegenüber überzeugen, wird der Kiez weiter aufgewertet. Das eröffnet neue Chancen. Denn auf Dauer kann die absurde Situation nicht bestehen bleiben: Unten warten die Prostituierten auf dem Armutsstrich auf Freier, oben in den neu gebauten Penthousewohnungen an der Kurfürstenstraße schauen die Bewohner von ihren Terrassen auf das wilde Treiben herab.
Die Politik streitet sich seit Jahren darum, wie man mit dem Straßenstrich und den Begleiterscheinungen wie Zuhälterei und Drogenkriminalität umgeht. Anwohner beklagen sich zuspitzende Zustände. Bislang haben sich die Verantwortlichen davor gedrückt, eine Entscheidung über einen Sperrbezirk zu treffen. Womöglich setzen sie darauf, dass ihnen der Immobilienboom die Entscheidung abnimmt. Indem bald auch die letzte dunkle Ecke dort verschwindet. Soll es aber nicht nur zu einer Verlagerung des Straßenstrichs kommen, muss die Politik endlich eine Lösung präsentieren.
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