Kommentar

Für den Mauerpark muss eine Lösung gefunden werden

Anwohner fühlen sich durch den Lärm vom Mauerpark gestört. Warum traut sich der Senat nicht, Lärmbeschwerden technisch zu begegnen?

Im Mauerpark gelten zwar die gleichen Regeln wie für alle Grünanlagen, aber maßgebend sind eher die ungeschriebenen Gesetze. Das oberste Gebot derjenigen, die diesen Ort lieben, könnte lauten: Sei frei, lebenslustig, laut. Der Mauerpark war einmal ein Todesstreifen, eine Schneise des Schreckens. Grenzer hielten keine Gitarren in ihren Händen, sondern Gewehre. Was heute im Park geschieht, wirkt oft wie eine Kompensationshandlung.

Die finstere Vergangenheit mit Lebenslust zu überstrahlen, war lange en vogue. Aber inzwischen beklagen Anwohner immer lauter die Störung ihrer Sonntagsruhe. Der Losung von der künstlerischen Selbstentfaltung widersprechen Stimmen, die Verbote von Konzerten fordern. Lässt sich ein Ort, auf den das Trauma der Spaltung Berlins nachwirkt, herunterregeln zu einem beliebigen Park? Pankows Bürgermeister Sören Benn hat für diese Gefahr ein eigenes Wort: Totbefriedung.

Wenn er einen lebendigen Frieden will, wird es nicht genügen, Parkläufer Zettel verteilen zu lassen, auf denen Regeln stehen, die niemand befolgt. Es braucht etwas von dem, was in der Parkpflege chronisch fehlt: Geld und Mut. Warum will niemand eine Schallschutzmuschel bezahlen? Warum traut sich der Senat nicht, Lärmbeschwerden technisch zu begegnen? Ohne beherzte Lösungsversuche ist es nur eine Frage der Zeit, bis das Karaoke den Regulierungsversuchen zum Opfer fällt. Die „Friedliche Walpurgisnacht“ im Park ist bereits Geschichte.