Berlin. Ob Zeit oder Geld: Ohne Unterstützung geht es nicht, meint Katrin Lange.
Zeit ist Geld. In diesem Fall kostet eine Minute genau 45 Euro. Die alte Turmuhr der Versöhnungskirche an der Bernauer Straße, die 1985 gesprengt wurde, soll im August 2019 wieder schlagen – genau 125 Jahre nach der Gründung der Kirche. Sie wird in der Nähe des alten Standortes im Haus des Evangelischen Werks für Diakonie am Nordbahnhof wieder aufgestellt. So der Plan. Doch damit die metergroßen Zeiger wieder exakt ihre Runden drehen können, muss die Uhr repariert werden. Kosten: 30.000 Euro. Der Pfarrer der Versöhnungsgemeinde hat eine Spendenaktion gestartet. Zwölfmal verkauft er symbolisch jede Minute – die Zeit eines halben Tages – macht 720 Minuten. Etwa 8000 Euro sind bereits zusammengekommen. Fehlen noch mehr als zwei Drittel der benötigten Summe. Und das Datum rückt näher.
Aber warum soll nicht klappen, was mittlerweile zur Rettung von historischem Erbe schon dazugehört? Die Frauenkirche in Dresden, das Berliner Stadtschloss, die Sanierung des Strandbades Wannsee – das alles wurde nur möglich, weil sich private Spender und viele Ehrenamtliche fanden, die die Projekte unterstützt haben. Die Spendenbereitschaft nimmt zu, zum Glück. Im Jahr 2018 haben die Deutschen etwa 3,3 Milliarden Euro gespendet. Das sind sechs Prozent mehr als im Vorjahr, so die Bilanz des Deutschen Spendenrats. Die Generation 70plus spendet am meisten, der Betrag ist im Durchschnitt von 32 auf 35 Euro gestiegen.
Vieles würde heute ohne die Hilfe der Zivilgesellschaft nicht mehr funktionieren. Heimatvereine können nur mit Ehrenamtlichen die Geschichte von Reinickendorf, Spandau oder Zehlendorf bewahren. Tierrettungsstellen, Vereine, kleine Museen sind auf Spenden angewiesen. Offenbar funktioniert es, weil die Verantwortung gegenüber Dingen wächst, die wichtig sind, aber nicht unbedingt profitabel. Zeit ist nicht immer Geld. Man kann sie auch spenden und damit der Gemeinschaft helfen.