Scherz-Anrufe und der Missbrauch der 110 können Menschenleben gefährden. Damit muss Schluss sein, meint Gudrun Mallwitz.
„Hallo Polizei, können Sie mich zum Supermarkt fahren? Es regnet.“ Oder: „Der Automat nimmt meine Pfandflaschen nicht!“ Immer wieder gehen solche Anrufe bei der Berliner Polizei ein, während verzweifelte Hilfesuchende in der Warteschleife hängen und bei der automatischen Bandansage landen. Bei rund 20 Prozent der Notrufe in Berlin gibt es keinen Grund für einen Polizeieinsatz. Das trifft auch im Fall des 17-Jährigen zu, der in dieser Woche mit einem Anruf bei der Polizei einen Großeinsatz in einer Grundschule auslöste.
Der Missbrauch des Notrufs 110 kann Menschenleben gefährden. Das gilt ebenso für die 112, die im Brandfall und bei dringenden medizinischen Notfällen wie einem Schlaganfall oder Herzinfarkt zu wählen ist. Die Scherz-Anrufe führen dazu, dass die ohnehin nur knapp besetzte Notrufannahme dem Anruferansturm noch weniger gewachsen ist. Deshalb muss Schluss mit lustig sein. Verstöße müssen konsequent verfolgt und bestraft werden.
Zudem muss Berlins zuständiger Innensenator Andreas Geisel (SPD) dafür sorgen, dass die Einsatzzentralen von Polizei und Feuerwehr mit genügend Personal ausgestattet sind. Wie die Innensenatsverwaltung auf eine CDU-Anfrage bekannt gab, brachen bei der 110 innerhalb von acht Monaten bei einem durchschnittlichen Anrufaufkommen von täglich 3100 Notrufen etwa 500 Berliner pro Tag ihren Notruf ab – nachdem sie in die Warteschleife gerieten und die automatische Bandansage ansprang.
Darunter waren sicherlich auch Spaß-Anrufer, die die Lust verloren. Aber auch diejenigen, die wirklich Hilfe brauchten. Im besten Fall wählten sie erneut, was ihre Wartezeit nur erhöhte. Zwar wurde beim Personal nachgesteuert, doch reicht die Zahl der Mitarbeiter offenbar nicht aus. Beides ist notwendig: ein verantwortungsvoller Umgang der Berliner mit dem Notruf sowie eine ausreichende Ausstattung der Einsatzzentrale und der Streifen.