Wir haben das schon oft erlebt. Erst sickert ein Gutachten, ein Prüfbericht oder eine Analyse über die Lage auf Deutschlands kompliziertester Baustelle durch. Es wird munter spekuliert, um wie weit nach hinten sich die Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens BER denn wohl durch diese Erkenntnisse nach hinten verschiebt. Nach ein paar Stunden Bedenkzeit meldet sich dann das Flughafen-Management. Der Bericht sei entweder nicht abgestimmt oder nicht neu oder nicht so dramatisch.
Im aktuellen Fall geht der nicht mehr ganz so neue Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup kommunikativ sogar noch einen Schritt weiter. Der Bericht des Tüv sei sogar gut, weil er die realistische Lage auf der Baustelle schildere und darstelle, was noch alles getan werden muss, ehe Brandschutzanlage und andere technische „Monstren“ die Chance haben, von den Baubehörden auch abgenommen zu werden. Deswegen habe er ja die Prüfer geholt.
Das mag stimmen, und dennoch sind wir alarmiert, wenn von „systemischen Mängeln“ die Rede ist und vielfach umgeplanten Anlagen bescheinigt wird, ihr Betrieb sei so nicht zulässig. Zu oft wurden Bürger und Politiker von Flughafenchefs über das wahre Ausmaß der Probleme getäuscht oder aus Unkenntnis im Unklaren gelassen. Man kann nur hoffen, dass Lütke Daldrup und seine Fachleute wissen, was sie tun.
Noch bleibt ein Dreivierteljahr, um die Mängel abzustellen und den Terminplan für die Baufertigstellung einzuhalten. In dieser Zeit kann man eine Menge schaffen. Aber Misstrauen wird dieses Projekt wohl auf ewig begleiten. Am 15. Dezember will der Flughafenchef sich festlegen, wann der BER endlich starten kann. Lütke Daldrup wäre ein Hasardeur, das in Aussicht zu stellen, wenn ihn gleichzeitig das Ausmaß der Mängel an den Systemen tatsächlich überrascht hätte. Hoffen wir also auf eine Eröffnung 2020. Das ist ja immer noch schlimm genug.

Flughafen BER eröffnet womöglich erst 2021
Bericht: Tüv findet weitere Mängel am BER
BER: Flughafen-Chef rechnet mit Zehntausenden Arbeitsplätzen
Das BER-Terminal hat noch 30 "technische Risiken"