Büros und Gewerbeflächen müssen her, denn die Zahl neuer Jobs wächst schneller als der Platz zum Arbeiten, meint Joachim Fahrun.

Wenn Berlin eines zu bieten hat, dann ist es viel Platz. Viele Jahre galt diese Wahrheit. Wohnungen waren groß und günstig, Büros standen leer, Brachen harrten einer Nutzung, Industrieflächen warteten auf Unternehmen.

Wie so vieles hat sich auch das in Berlin radikal verändert. Die Misere am Wohnungsmarkt wurde oft besprochen. Aber im Gefolge des Wirtschaftsbooms mit einem Plus von fast 60.000 Arbeitsplätzen pro Jahr werden Gewerberäume und -flächen knapp. In Berlin stehen vergleichsweise deutlich weniger Büros leer als in anderen deutschen Städten. Wenn jetzt eine Firma käme und schnell für zwei-, dreihundert Leute Räume bräuchte, hätte sie ein Problem.

Der Senat muss sich schnellstens einen Überblick verschaffen

Flächen in einer bestimmten Größenordnung sind fast nicht zu finden. Expansionswillige Berliner Unternehmen können ein Lied davon singen, wie schwierig es geworden ist, größere Räume zu finden. Dass viele in Randlagen ausweichen, ist zunächst nicht schlimm, denn es trägt die Entwicklung der Stadt auch in die Außenbezirke. Bei Mietpreisen von 25 Euro in der Innenstadt bleibt den meisten aber auch nichts anderes übrig.

Die Landespolitik muss sicherstellen, dass über all dem Bemühen um neue Wohnungen die wirtschaftliche Zukunft der Stadt nicht buchstäblich verbaut wird. Wo einmal Wohnungen zugelassen wurden, muss Gewerbe tendenziell weichen. Wir brauchen schnelle Genehmigungen für neue Bürogebäude, gerne auch für Hochhäuser, wenn wir die Entwicklung nicht abwürgen wollen.

Der Senat muss sich schnellstens einen Überblick verschaffen, wo noch Grundstücke für Produktion und anderes Gewerbe zu haben sind, was passieren muss um sie zu entwickeln und wie lange das dauert. Berlin sollte sich auch dringend mit Brandenburg abstimmen, welche Gewerbe in die Stadt und welche ins Umland gehören. Es pressiert, denn die Zahl der neuen Jobs wächst zur Zeit deutlich schneller als der Platz zum Arbeiten.

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