Die Berliner sind experimentierfreudig. Die Umwandlung der Schöneberger Maaßenstraße zu einer Flaniermeile oder zu einer verkehrsberuhigten Straße mit moderaten Umbauten, um den Autoverkehr etwas zu bremsen, wäre wohl akzeptiert worden. Die Umwandlung zu einer Begegnungszone hingegen sorgt noch heute für Ärger bei Anwohnern und Gewerbetreibenden. Zu Recht. Was soll der Bürger davon halten, wenn eines der Ziele lautet: Die Straße soll als sozialer Raum zurückgewonnen werden. Wie soll das gehen, wenn auf der Straße Autos fahren? Durcheinander ist programmiert.
Die Wirklichkeit sieht anders aus als die Vorstellung es war
Die Maaßenstraße ist als städtisches Experiment gescheitert. Da helfen auch alle wohlfeilen Worte von Begegnung, verträglichem Miteinander von Auto-, Fuß- und Radverkehr oder Aufenthalts- und Gestaltungsqualität nichts. Das sind fromme Wünsche. Die Wirklichkeit sieht anders aus. Bänke werden für schlecht sehende Menschen zu Stolperfallen. Das mussten Anwohner schon leidvoll vor Monaten erfahren. Und die viereckigen Beton-Abgrenzungen dicht an der Straße sehen nicht nur hässlich aus, sie verlocken Kinder zum Spielen nahe an der Fahrbahn. Und es gibt sogar Poller, die die Feuerwehr erst umständlich aufschließen muss, um zu einem möglichen Brandort hinzugelangen.
Eine Million Euro haben die Planung und der Umbau laut Behörde gekostet. Das ist viel Geld, mit dem an anderer Stelle Löcher gut hätten gestopft werden können. Natürlich kann man alle Parkplätze einer Straße entfernen. Lieferfahrzeuge müssen dann auf der Fahrbahn halten. Das sollen sie sogar, um den Verkehr zu entschleunigen. Darüber hinaus sehen Bänke und Betonklötze aus wie Barrikaden. Die Begegnungszone ist das Gegenteil dessen, was sie sein soll: Auto-, Radfahrer und Fußgänger sind unzufrieden. Die Lehre muss also sein: Vorsicht mit weiteren Zonen. An der Bergmannstraße und am Checkpoint Charlie sind die nächsten geplant.